Der erfahrenste Blauwassersegler zum Thema Waffen:

Der Österreicher Wolfgang Hausner war der erste Mensch, der mit einem Katamaran einhand die Welt umsegelt hat. Eine weitere Weltumsegelung mit Familie liegt in seinem Kielwasser. Zwei Katamarane hat er eigenhändig aus Sperrholz gebaut. Taboo, in den 60ziger Jahren in Westaustralien und das jetzige Schiff, den 18 Meter langen Kat Taboo III auf den Philippinen. Dieser Kat ist immerhin schon 38 Jahre alt und wird von ihm seitdem in SE-Asien- Revieren mit seiner Freundin und Crew Loida gesegelt. Der Österreicher dürfte ein halbes Jahrhundert auf seinen Schiffen gelebt haben und damit weltweit der Erfahrenste aller Fahrtensegler sein.

Nachdem die Gewässer, in denen sich der ewig junge Abenteurer herumtreibt, häufig in Zusammenhang mit Überfällen und Piratengefahr gebracht werden, ist es verständlich, dass er sich viele Gedanken darüber gemacht hat, wie er sich, seine Freundin und sein Schiff in einem solchen Notfall verteidigen würde und dass er entsprechende Vorkehrungen getroffen hat.

Womit wir bei dem viel diskutierten Thema "Waffen an Bod" wären. Zwar bin ich einer jener der "blauäugigen" Skipper, über die Freund Wolfgang Hausner nur verständnislos den Kopf schütteln kann; ich rate nämlich von Waffen an Bord dringend ab.(siehe
In den Wind gesprochen zu Waffen an Bord ). Doch will ich Ihnen Wolfgangs etwas andere Einstellung zu dieser Problematik nicht vorenthalten.

Bobby Schenk


Waffen an Bord einer Yacht

Text und Fotos von Wolfgang Hausner


Diese Thema ist fast so alt wie die Seefahrt und kaum kratzt man an der Oberfläche erhitzt sich die Debatte und es beginnen sich die Meinungen zu teilen. Hier geht es weniger um die schwer bewaffneten Piraten am Horn von Afrika oder in der Sulu See, sondern schlicht um Verbrecher, die ihr Betätigungsfeld auf das Wasser ausgedehnt haben. Das kann überall passieren und deswegen sollte man für eine solche Situation gewappnet sein. Seltsamerweise sind die Philippinen, die einen denkbar schlechten Ruf wegen der Piraterie haben, praktisch frei davon. Es passieren Dutzende von Überfällen pro Jahr in der eher dünn besiedelten Karibik, während sich auf den Philippinen mit 100 Millionen Einwohnern kaum "normale" Angriffe ereignen. ("Normal" im Gegensatz zu Entführungen für Lösegeld, die von den Abu Sayyaf Banditen verübt werden).

Einmal musste ich mir eine "gefährliche" Begegnung von Seglern anhören, die behaupteten in der Straße von Balabac, der riffgespickten Meeresenge zwischen den Philippinen und Borneo, einer brenzeligen Situation gerade noch entkommen zu sein. 
„Kleine offene Fischerboote näherten sich und die vermummten Gestalten haben unfreundlich gestikuliert, nur auf Grund unserer drohenden Gebärden hauten sie wieder ab". So etwas erlebte ich auch schon, nur habe ich das anders interpretiert: Erstens sind das harmlose Fischer, die mit Schleppangeln durch die Gegend fahren und neugierig sind wenn sie eine Yacht sehen, und zweitens wollen sie oft nur Fische gegen Zigaretten oder Nahrungsmitteln eintauschen. Vermummt sind sie gegen die Sonne, der sie den ganzen Tag über ausgesetzt sind. 

Waffen oder nicht?

Für mich persönlich ist das überhaupt keine Frage, ohne Waffen an Bord wäre ich heute nicht mehr am Leben. 
Was sind jetzt die Einwände gegen Waffen an Bord?

Waffen sind nicht legal, also darf ich keine haben...

Für so einen dummen Quatsch habe ich keine Zeit und wer so denkt hat den Anschluss an die heutige Zeit verpasst. Wir leben in einer Welt in der Verbrecher fast mehr Rechte als normale Bürger haben und oft mit Samthandschuhen angefasst werden. 
Als ich den 60er Jahren so segeln begonnen habe, waren Piraterie und Überfälle kein Thema, ich hatte aber trotzdem eine halbautomatische Pistole an Bord, ohne die ich einmal in Kolumbien echte Probleme gehabt hätte.

Waffen müssen beim Einklarieren deklariert werden, sonst gibt es Ärger.... 

Das ist die Theorie, aber in der Praxis sieht die Sache nicht mehr ganz so einfach aus. Ich kenne mehrere Yachties die ihre Waffen nicht mehr oder in einem desolaten Zustand zurück bekamen. Das passierte ausnahmslos in der dritten Welt. Ich deklarierte mein M-16 Sturmgewehr nur zweimal. Französisch Polynesien war unkompliziert, Singapur umständlich und nicht gerade billig, ich würde es nicht noch einmal tun.
So weit, so gut. Was aber, wenn man sich in einem Revier befindet, in dem Yachten regelmäßig überfallen werden? die Liste ist endlos und wird im Laufe der Jahre immer länger: Die Karibik, Süd- und Mittelamerika, der westliche Pazifik und Südostasien. 
Meine persönliche Meinung: Gerade dort wo ich Waffen nötig hätte, soll ich sie abgeben? Die Idee ist bescheuert. Aber das muss jeder für sich selber entscheiden.

Wenn man Waffen nicht deklariert, müssen diese praktisch unauffindbar sein, also an einem Platz der z.B. nicht leicht erreichbar ist, oder wo die Möglichkeit besteht die Uniform zu beschmutzen. Ich habe einige gute Verstecke auf Taboo III , die selbst mit einem Metalldetektor unauffindbar sind. Diese werden aber nur verwendet, wenn ich eine Durchsuchung erwarte. Ansonsten sind die Waffen jederzeit griffbereit, aber auch nicht leicht sichtbar. Im Laufe der Jahrzehnte hatte ich mehrere Male Zollbeamte an Bord, hauptsächlich in der Karibik, wo nach Drogen geschnüffelt wurde, auf den Malediven und Südamerika. Ich konnte mich immer wieder nur über die Einfallslosigkeit amüsieren mit der diese Durchsuchungen von statt gingen. In Südostasien werden prinzipiell Yachten in diese Richtung nicht belästigt.

Ich kann nicht mit Schusswaffen umgehen...

Kein Argument, mit einer Handfeuerwaffe oder einer Schrotflinte zu schießen ist keine Kunst und lässt sich lernen.

Ich kann nicht auf Menschen schießen und eventuell jemanden töten...

das lass ich eher gelten, mit dieser Einstellung ist man ungeeignet seine Yacht, Mitsegler oder halbwüchsige Tochter zu verteidigen, also Hände weg davon. Genau so, wenn man das nur im äußersten Notfall tun würde. Mit einer Schusswaffe herumfuchteln und sich erst lange überlegen ist sehr gefährlich, weil man sich damit selber zur Zielscheibe macht. 

Also welche Waffen dann ? 

Das mindeste wäre eine Handfeuerwaffe, also ein Revolver oder eine halbautomatische Pistole. Es ist meist auch so, dass dort wo man Waffen nötig hat, diese auch am Schwarzmarkt erhältlich sind. So wie auf den Philippinen, wo fast erwartet wird Waffen an Bord zu haben. In Danao, nahe meinem Ankerplatz in Carmen wo ich öfter bin, ist praktisch alles von Revolvern bis zu Maschinenpistolen erhältlich. Auch ein .45 Colt mit einem 10-Schuss Magazin kann in Auftrag gegeben werden. Wer nicht lernen möchte eine halbautomatische Waffe zu zerlegen, ist mit einem normalen Trommelrevolver gut beraten: es gibt nur wenige bewegliche Teile und Ladehemmungen passieren nicht.

Mit einer pump shotgun ist man schon einen Schritt weiter. Noch dazu man die mit verschiedener Munition bestücken kann:
Die üblichen Schrotpatronen, die eine verheerende Wirkung auf kurze Entfernung haben. 
Mit den buck shot Patronen schießt man nur 7 oder 8 Kugeln durch den Lauf und hat eine größere Reichweite und trifft möglicherweise mehr als eine Person.
Oder mit einer einzelnen Kugel (slug) mit beträchtlicher Durchschlagskraft). 

Ein Jagdgewehr ist optimal und hat eine große Reichweite. 

Noch besser ist natürlich ein vollautomatisches Sturmgewehr, wie eine Kalaschnikow AK 47 oder eine Armalite M-16, beides sind alte Modelle, werden aber noch immer weltweit millionenfach verwendet. Damit lassen sich 30 Schuss innerhalb kürzester Zeit durch den Lauf jagen. Das M-16 lässt sich in Sekundenschnelle in zwei Teile zerlegen, die man leichter verstecken kann.
Aber das sind echte Kriegswaffen, deren Besitz überall verboten ist, also kann ich das nicht weiter empfehlen.

Ein bezeichnendes Beispiel aus der Praxis: Im Dezember 2015 wurden innerhalb einer Woche zwei Yachten, die White Dumbo und die Maritima auf offener See im südlichen Teil der Karibik bei Tageslicht überfallen und ausgeraubt. Beide Yachten waren von Trinidad nach Grenada unterwegs gewesen. Die fünf Ganoven hatten sich in einem schnellen Boot genähert und unter vorgehaltenem Gewehr die Yachten geentert und nach Wertsachen durchsucht. Die Crews kamen mit dem Schrecken davon und konnten weiter segeln. Eine Schrotflinte an Bord hätte die Situation total umgekehrt. Beim ersten Zeigen einer Waffe würde ich sofort einen Warnschuss knapp über die Köpfe der Angreifer abgeben, oder direkt auf das Boot zu schießen wenn es noch weiter entfernt ist. Die Kerle saßen ja wie Zielscheiben in einem offenen Kahn, wogegen man auf einer Yacht meist etwas Deckung hat.

Mit Sicherheit hätten die vermutlich venezolanischen Banditen die Flucht ergriffen. Die sind nicht auf einen Schusswechsel erpicht, sondern warten eher auf das nächste Opfer in Form einer Yacht dessen blauäugiger Skipper gegen Waffen eingestellt ist. Mit einem Schnellfeuergewehr hätten sie nicht den Funken einer Chance.

Ich persönlich würde mit einer gezielten Garbe den Außenborder lahmlegen, damit würden sich die Ganoven gründlich überlegen noch einmal eine Yacht anzugreifen.

Nachwort für Segler und Segelerinnen, die den bemerkenswerten Menschen und Blauwassersegler näher kennenlernen wollen: Wolfgang Hausner, von dem wir noch alle etwas lernen können, nimmt  auf seinen Törns zahlende Gäste mit. Nach eigenem Bekunden "legt er großen Wert auf die Sicherheit seines Reviers, plant seine Törns dementsprechend" und geht auch auf dieses Thema auf seiner Home Page näher ein siehe www.Wolfgang-Hausner.com).

 

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