Zehn Fragen an die Weltumsegler
1) Wart Ihr a)
mit dem Schiff zufrieden, b) was wäre Euer Traumschiff?
a) Mit dem Schiff waren wir sehr zufrieden. Allen Vorurteilen zum Trotz segelt unsere Reinke
zügig und auch gut am Wind. Voraussetzung sind allerdings eine Heckverlängerung für besseren
Wasserablauf, Faltpopeller und sauberes Unterwasserschiff. Vor allem segelt Just do it
extrem trocken. Wir empfanden unsere Super 11 bei jedem Wetter als sicher. Das Boot war so
stabil, daß wir kein Wetter erlebten, bei dem wir nicht mehr gekocht haben. Wir hatten
niemals grünes Wasser an Deck. Nur ein einziges Mal auf der ganzen Reise füllte eine Welle
das Cockpit (halb) während Boote in der Nachbarschaft "Landunter" meldeten. Hatten wir nur
Glück? Das Boot ließ sich bei jedem Wetter problemlos beidrehen. Mehrere Grundberührungen -
darunter zwei heftige: eine mit über 6 kn auf eine vertikale Sandwand, ein anderes Mal mit
über 5 kn auf einen Felsen - steckte Just do it absolut schadlos weg. Der geringe Tiefgang
erlaubte, tief in flachste Küsten- und Flußreviere einzudringen.
Nicht zufrieden waren wir mit dem Kettenkasten (zu klein, zu weit vorn) und dem engen seitlichen Durchstieg aufs
Vorschiff und daß wir beim Reffen des Groß sowohl im Cockpit (Leine) als auch am Mast
(Haken) arbeiten mußten. Alles Mängel, die man nicht dem Konstrukteur anlasten darf, sondern
den Vorbesitzern bzw. uns, da wir sie vor der Reise nicht beseitigten.
b) was wäre Euer Traumschiff?
Tja, schwer zu sagen. Aufgrund der guten Erfahrung könnte es wieder eine Reinke
sein. Möglicherweise modifiziert. Also Alu-Knickspanter zwischen 14 u. 16 m, im Linienriß
etwas modernisiert, d.h. mit breiterem Heck, Twinkiele oder Bikiele (geringer Tiefgang),
evtl. Doppelruder, Decksalon incl. Steuerstand (für Nutzer im Ölzeug), zweitem Salon unter
Deck ...
Und da das alles viel Geld kostet kann es auch die gute alte Just do it bleiben, mit
kleinen Modifikationen.
2)Jährliche
Kosten für a) Lebensunterhalt, b) Schiffsunterhalt?
a) ca.18.000 Euro für 2 Personen (viele Landausflüge und jährliche Heimflüge schlugen zu Buche)
b) ca. 6.000 Euro (incl. einiger Investitionen während der Fahrt und Kasko-
Versicherung in den ersten Jahren)
3) Welche Ausrüstungsgegenstände
haben sich a) gut bewährt, b) welche machten Ärger?
a) Der unermüdliche Daimler-Benz OM 616. Aktiver Radartransponder, später aktives AIS (Class
B). Das Banana-Boot erwies sich in den rauen Revieren Feuerlands allen Schlauchbooten weit
überlegen, da durch Felsen, Muscheln usw. praktisch unzerstörbar. NoName Laptop von Tchibo.
Das Ankergeschirr (Bügelanker Edelstahl, Powerball, Duplex-Kette) war stets zuverlässig, wo
es ankerfähigen Grund gab. Hydranet-Groß und Genua. Unsere komplette Segelgarderobe von der
Segelwerkstatt Stade machte keine Probleme, die über unvermeidbaren Verschleiß hinausging
(Schamfilen). Kein Riß, keine offene Naht!!! Erstaunlicherweise ebenfalls gut bewährt hat
sich der (wohl zu Recht) oft gescholtene und für unser Boot völlig unterdimensionierte
Autohelm ST 4000 Radpilot. Windpilot Pacific bis auf den Radadapter (s.u.). Aquair-Schleppgenerator.
b) Die Goldene Zitrone geht an die kugelgelagerten Umlenkblöcke. Die (weißen)
Kugeln erwiesen sich als nicht UV-beständig und zerbröselten unter der tropischen Sonne.
Schwarze und braune Kugeln blieben intakt. Der Radadapter der
Windsteueranlage neigte wiederholt
zum Durchrutschen. Wir haben ihn schließlich festgesetzt. Unterwegs nachgerüsteter
Windex(e) taugten nix. Beim Herd versagte die Piezo-Zündung, was die Benutzung des
Backofens erschwerte. Navi-PC mit integriertem DVD/CD-Laufwerk. Wir gaben ihn schließlich
zurück. Der neue ohne integriertes Laufwerk arbeitet nun seit 18 Monaten einwandfrei.
Kühlwasserpumpen für die Maschine. Wiederholt leckten die Dichtungen am
Antriebsschaft. Sowohl bei der Original-Pumpe, der Ersatzpumpe und der schließlich
frustriert gekauften Ersatz-Ersatzpumpe.
4) Welche zusätzlichen
Ausrüstungsgegenstände hättet Ihr Euch gewünscht?
Nichts wesentliches. Höchstens eine Heckankerwinsch für Patagonien. Ansonsten umfaßt die Wunschliste nur Fun-Artikel: Komplette Tauchausrüstung, Filmkamera, Unterwassergehäuse für Kamera und Filmkamera, Aufnahmegerät.
5) Welche
Versicherungen hattet Ihr a) für Euch, b) fürs Schiff?
a) Reisekrankenversicherung (erst TO bzw.Württembergische, gegen Ende ADAC), Privat-Haftpflicht
b) Haftpflicht-Versicherung und anfangs eine Kasko-Versicherung. Letztere gekündigt, weil zu
teuer.
6) Was waren für
Euch a) die besten Plätze, b) die schlechtesten Plätze?
a) Eigentlich war alles gut und mehr als gut. Man muß
sich nur auf die Gegebenheiten und die Menschen einlassen. Toll waren die Kapverden mit
ihren Menschen, Brasilien erst recht, einschl. Rio, natürlich Argentinien. Und Chile. Und
Callao und Galapagos und und und ... Doch wenn wir wählen müßten wohin noch mal, dann gibt
es nur eine Antwort: Feuerland und Patagonien!
b) Die gab es eigentlich nicht, obwohl, Martin schließt sich dem statement der Vera-Crew an:
Egypt sucks.
7) wurden Eure
Erwartungen erfüllt?
Wir hatten gar nicht so viel Erwartungen sondern wollten uns einfach offen auf alles einlassen, was da komme. So haben wir´s auch gehalten und sind 100-prozentig zufrieden. Erstaunt hat uns, daß letztlich die Begegnung mit Menschen einen höheren Stellenwert einnahm als das Naturerlebnis.
8)
Was würdet Ihr beim "nächsten Mal" anders machen?
Nichts. Und wir würden auch starten,
wenn das Boot noch unfertig oder suboptimal ist.
9) Schlimmste
Erlebnisse?
Ein Messer am Hals des Skippers in Rio. Gehört in die Kategorie "selber schuld". Wer so blöd
ist, im Dunkeln durch einen unbeleuchteten Park zu laufen ...
Slippender Anker in der Caleta
Ideal. Rahmenbedingungen: Nacht, 30 kn Wind, Winddreher (Legerwall), strömender Regen, kein
Licht, null Sicht und überall unsichtbare Felsen. Endete mit dem Ramming des einzigen
anderen Ankerliegers (kein Ankerlicht) in der Bucht. Motto: so begrüßt man nach wochenlanger
Einsamkeit das erste Boot.
10) Wie geht
Euer Leben weiter?
Anke arbeitet wieder an ihrem alten Arbeitsplatz, Martin
sortiert sich gerade neu. Ja, und dann träumen wir schon mal von neuen Törns. Martin:
bescheiden bis Leningrad, unbescheiden bis Kirkenes im Winter, Island und Grönland,
Antarktis, der Nordpazifik mit Japan und Alaska. Anke: Vanuatu, abgelegene Ecken in der
Südsee, Marquesas again, Südamerika again, aber diesmal auf dem Rio Paraguay bis Corumbá und
anschließend diesmal auch in die Antarktis ... Wer mehr wissen will, der
schaue auf www.sy-justdoit.de
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