Trick-Siebzehn an Bord (91)
Lebensgefahr
vermeiden bei gebrochenen Fensterscharnieren
In der Praxis erprobt von
Norbert, Skipper der Sturmvogel
Man
solls nicht glauben, aber diese Probleme hatten wir auf dieser Webseite schon
zweimal, wobei es in einem Fall nahezu zu einem Yachtuntergang in der Biskaya
geführt hätte (siehe hier!)
und in einem weiteren Fall es gerade noch rechtzeitig entdeckt wurde, dass ohne
nennenswerten Anlaß die Fensterscheiben herausgefallen sind - (siehe
hier!). Bemerkenswert hierbei war, dass es sich in allen Fällen zwar um
ältere Yachten gehandelt hat, die aber keineswegs aus der Niedrigpreisschublade
stammten. Das Problem generell: Kunststoffbeschläge und Kleber sind alle mehr
oder weniger UV-Licht-empfindlich, was sich tückischerweise erst nach vielen
Jahren, wie in den genannten Fällen, auswirkt. Und sie erstreckt sich nicht nur
auf Fensterscharniere, sondern kann sich bei allen nichtmetallischen Belägen
zeigen. Eigner älterer Boote tun deshalb gut, sich einmal die Beschläge auf
ihrer Yacht näher anzusehen, ob sich hier Brüche, Risse oder sonstige
Verschleißerscheinungen zeigen, um sie rechtzeitig reparieren zu können.
Eventuell hilfreich sei hier die Methode des extrem erfahrenen Langfahrtseglers
Norbert aufgezeigt, die vielleicht auch bei anderen als Fensterbeschläge
angewendet werden kann.
1990, schon lange her, ein herrlicher Segeltag in der Adria an der kroatischen Küste, hart am Wind.
20 - 25 kn, nur eine Windwelle, ich stehe am Ruder meiner kürzlich erworbenen HR 38 und genieße meine ersten Seglererfahrungen.
Fantastisch wie schön und weich der Bug immer eintauchte. An dem Salonfenster backbord rauscht bei ca. 35° Lage die grüne See vorbei.
Wow.......die Fenster ziehen ja voll durchs Wasser bei dieser Lage!
 Dann
lässt mich eine Ahnung den Autopiloten einschalten um im Vorpiek mal nachzuschauen.
Und tatsächlich, bei jedem Eintauchen des Bugs schwappte etwas Wasser durch die Fensterdichtung. Ein Prüfen der beiden Knebelschrauben brachte keine neue Erkenntnis, die waren fest angezogen.
Und dann sehe ich die Ursache: Das obere rechte Scharnier musste irgendwie gebrochen sein, denn dort bewegte sich die Scheibe zwar kaum sichtbar, aber genug um immer wieder etwas Wasser eindringen zu lassen.
 Was war zu tun?
Erst mal eine Wende fahren und auf den anderen Bug, dann überlegen.
Zu reparieren war da während der Fahrt nichts, übrig blieb nur noch, die restlichen Meilen bis zur Pula-Veruda-Marina mit Maschine zurückzulegen.
Eine Prüfung der Sache ergab,
dass das Scharnier wie abgebildet gebrochen war und die Scheibe nur noch an drei Punkten fixiert war:
das intakte linke Scharnier und die beiden unteren Knebelschrauben.

Wie konnte der Schaden behoben werden? Den äußeren Rahmen ausbauen und dort ein neues Scharnier, welches ich wohlweislich in Reserve hatte, einbauen?
Zu viele Imponderabilien! Wie ist der Rahmen am Schiff eingedichtet? Bekomme ich auch alle 8 Schrauben gelöst oder sind ein oder mehrere total korrodiert und lassen sich nur noch ausbohren?
 Also
musste eine einfachere Lösung gefunden
werden: Am besten, das gebrochene Scharnier mit Epoxy-Steel, 5 min. Härtezeit, einkleben und mit einer 3 mm S/S Schraube zusätzlich befestigen. Das war die Lösung!
Zuerst habe ich ein 3mm Loch in das untere Teil des Scharniers gebohrt welches die Schraube aufnehmen soll. Vorsicht! Nicht
zu weit in der Mitte bohren, dann passt nachher die horizontale Scharnierschraube nicht mehr hindurch.
Danach das Scharnier als Schablone wieder am Rahmen einsetzen, festhalten und mit einem 2,4 - 2,5 mm Bohrer ein ca.10 mm tiefes Loch in den Alurahmen bohren und dort ein 3mm Gewinde einschneiden.

Das Scharnier provisorisch mit der 3mm Schraube festschrauben um zu sehen, ob alles paßt.
Danach alle Flächen die geklebt werden sollen, säubern, aufrauen und mit Aceton abreiben.
Genügend Epoxy-Steel anrühren und das Scharnier gut einkleben und die 3 mm Schraube leicht festziehen, denn das reicht völlig aus.
Den dann über dem Scharnier noch vorhandenen Hohlraum ebenfalls mit Epoxy-Steel ausfüllen.
Fertig ist die Arbeit ohne großen Aufwand und vor allem, es hält!!!!! Beweis:
In den 23 Jahren habe ich 6 Scharniere auf diese Weise repariert und das Erste hat jetzt 23 Jahre gehalten und hält immer noch!
Anmerken möchte ich noch, dass bis heute nur die am Alurahmen befestigte Scharnierhälfte gebrochen ist.
Viel Spaß beim Nachmachen wünscht
Skipper Norbert
SY Sturmvogel
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