Trick-Siebzehn an Bord (19)
selbstgebastelte Computer-Seekarte
erprobt auf der THALASSA
Selbstverständlich geht qualitätsmäßig nicht
über die gute alte Seekarte aus Papier. Tatsache ist aber auch, dass schon seit
vielen Jahren Fahrtensegler sich mit dem Preisdilemma bei einem Preis von 30 bis
40 Euro für eine einzige Karte nicht abgefunden haben und häufig billigere
Alternativen benutzen. In den USA ist auf den dortigen Karten kein Copyright, sodass diese legal kopiert werden können
- mit erheblich niedrigeren Kosten. Es
gibt sogar Firmen, die solch kopierte Karten zu recht niedrigen Preisen
vertreiben. Dass eine Kopie immer(!) qualitätsmäßig schlechter ist als die
Orginalkarte versteht sich von selbst.
Befindet man sich, fernab eines Karten- oder Kopiergeschäfts,
auf einem einsamen Ankerplatz und stellt dort erst fest, dass eine wichtige
Karte fehlt, könnte man nun auf die Idee kommen, mit einer modernen
Digitalkamera eine Seekarte vom Nachbarschiff abzufotografieren. In der Praxis
lässt sich damit aber ohne Tricks nicht navigieren. Schauen wir uns einmal das
Foto von so einer Seekarte an und nehmen wir an, dass unterwegs der GPS folgende
Position anzeigt: 24°01,32' S, 160°04,34'E. Wir wissen, dass wir bei einem
Kurs von 240 Grad kurz vor der Kelsobank stehen, die wir unbedingt vermeiden
wollen, denn es ist stürmischer Wind aus NW angesagt.
Ein einziger Blick belehrt uns schon, dass wir
mit dieser "Karte" gar nichts anfangen können. Selbst, wenn wir die
Karte etwas größer auf ein DINA4-Blatt ausdrucken würden, wäre kaum etwas zu
erkennen. Also, dafür haben wir ja einen Computer, zeigen wir auf dem
Bildschirm die Seekarte deshalb nicht formatfüllend an, sondern nur den für
uns wichtigen Ausschnitt:
Was zunächst sehr hilfreich aussieht, ist für
die Praxis wertlos. Das Foto zeigt zwar die Kelsobank und das Gradnetz, aber
eine Position lässt sich damit nicht einmal abschätzen, selbst wenn man beim
Verschieben des Ausschnitts am Computer feststellt, dass die Gradlinien die 160
Grad E und die 25° S sind:
Was uns ganz einfach fehlt, ist eine Gradskala
auf dem Bildausschnitt, auf dem sich der Ort des Geschehens befindet.
Jetzt der Trick: Wir schneiden mit der Funktion
"Ausschneiden" die Skalen an den Bildrändern aus (jedes
Bildverarbeitungsprogramm hat diese Funktion) und verschieben die Skala zur
Kelsobank. Die Breitenskala vom linken Bildrand und die Längenskala vom oberen
Bildrand zur Kelsobank hin:
Oh, ist die Breitenskala aber schief! Richtig,
aber das lässt sich mit unseren Amateurfotomöglichkeiten nicht vermeiden. Zwar
soll man schon bei der Aufnahme versuchen, den Bildausschnitt möglichst exakt
waag-und senkrecht auszuwählen, doch wird die Objektivverzeichnung das mehr
oder weniger unmöglich machen, vor allem im Weitwinkelbereich. Benutzt man aber
eine lange Brennweite, wird man auf dem Schiff Schwierigkeiten haben, die Karte
mit den Skalen und dem Ort des Geschehens auf einmal ins Bild zu bekommen.
Außerdem steigt die Verwackelungsgefahr und damit die Unschärfe sprunghaft an
- trotz Verwendung eines Stativs.
Ein Blick auf die Karte wird uns ohnehin
belehren, dass nennenswerte Ungenauigkeiten durch die schiefe Skala sich kaum
einschleichen können, vor allem, wenn wir so eine Seekarte nur zur groben
Kontrolle verwenden. Wird nämlich hier obige Position ganz ungefähr
eingezeichnet, liegt sie fast auf dem Kursstrich. Die südliche Kante der
Kelsobank ist etwas über 20 Meilen entfernt, wir werden voraussichtlich mit der
Bank keine Probleme bekommen:
Im übrigen würde ich die 15 Metermarke in den
GPS als Wegpunkt mit den Koordinaten 24°15`S und 159°40' E (mit
Sicherheitszuschlag) eintippen und könnte so fortlaufend meine Anäherung
verfolgen.
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