Weltumseglerin
und Apothekerin Karla Schenk hat mir Ihrem Beitrag Die Bordapotheke
nicht nur die eigene Weltumsegelung und andere Extremtouren jahrzehntelang
medizinisch "versorgt", sonder sicher auch schon zahlreichen
Weltumseglern geholfen. Nunmehr hat
Prof. Dr.med.Stefan von Sommoggy Karla Schenks Apotheke auf den letzten Stand
gebracht und um einige wertvolle Ratschläge ergänzt:
Segler- (Reise-) Apotheke
nach
Apothekerin Karla Schenk
modifiziert von Apotheker Christian von Sommoggy
und Chirurg und Gefäß-Chirurg Prof. Dr.med.Stefan von Sommoggy (Chirurg und
Gefäßchirurg), der auch den Medizin-Teil für
ein Sahara-Reise-Buch geschrieben hat, das für alle Abenteuer-Reisen gilt (aktualisiert Stand 4_2010).
K für Küstensegeln, L
zusätzlich für weite Ozeanreisen)
Erkrankungen/Verletzungen
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Medikamentenvorschläge
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Allergieen
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L) Leichte Allergie, Juckreiz
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Fenistil Gel, Soventol HC, Cetrizin, Loratidin,
Kalzium-Brausetabletten
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K) Schwere Allergie
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Fastjekt Autoinjektor, Methylprednisolon Tabletten,
Antibiotika
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L) Bakterielle Infektionen
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Ciprobay, Baycillin, Cefpodoxim
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Atemwegserkrankungen
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K) Reizhusten
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Codipront-Kapseln
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L) Husten
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Acetylcystein, Ambroxol Tabletten, Codeinhaltige
Medikamente
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L) schwere Bronchitis
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Ciprobay Tabletten
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K) Asthma
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Beta-2-Sympathomimetika zum Inhalieren (Salbutamol
Dosieraerosol)
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Augen
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L) Bindehautentzündung
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Visadron Augentropfen
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L) Eitrige Augen
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Polyspectran Augen/Ohrentropfen
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K) Starke Schmerzen bei Augenverletzung
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Tramal long Tabletten
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Beruhigung
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L) Nervosität
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Bromazepam Tabletten
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K) Starke Erregung
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Diazepam Tabletten
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Blase-Nieren
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L) Harnwegsinfekt
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Ciprobay, viel Trinken
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K) Nierenkolik
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Buscopan plus Zäpfchen, Tramal long Tbl.
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Hals-Nase-Ohren
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L) Entzündungen des äußeren und mittleren Ohres
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Polyspectran Augen/Ohrentropfen , Snup Nasenspray,
Amoxicillin Tbl.
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L) Schnupfen
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Rhinospray, Snup Nasenspray
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L) Halsschmerzen
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Dorithricin Halstabletten (antibiotisch), Dobendan
Strepsils Dolo Lutschtabletten (lokal betäubend und desinfizierend)
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K) Herzanfall/Angina pectoris
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Nitrolinqual Spray /Kaps
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Hautkrankheiten
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K) Verbrennungen, Insektenstiche, Sonnenbrand
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Fenistil Gel
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L) Furunkel
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Ilon-Abszeßsalbe
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Wunden
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K) Desinfektion von Wunden
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Octenisept Lsg./Spray
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K) Schmerzstillen
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EMLA-Salbe
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Schmerzen
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L) Leichte Schmerzen
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Paracetamol Tbl., Novalgin Drg., Dolopyrin Tbl.
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K) Schwere Schmerzen
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Tramal long Tabletten
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L) Lokalanästhesie
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Xylocain Ampullen (z.B. zur Wundversorgung)
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K) Herzschmerz (Angina pectoris)
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Nitrolingual Kps.
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Seekrankheit /Übelkeit
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K) Zur Vorbeugung
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VomexTabl., Scopoderm Pflaster, Superpep Kaugummi
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K) Schwere Seekrankheit, Erbrechen
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MCP Tbl., Tropfen, Zäpfchen
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Verdauungsorgane
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K) Sodbrennen, Gastritis
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Maaloxan Kautbl., Antra
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L) Magen/Darmverstimmung
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MCP Tropfen
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K) Durchfall
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Kohletbl. (viele einnehmen! z.B. 50 Stück in einem
Wasserglas auflösen...), Loperamid Tabl., Perenterol Kps.
(= „gute“Darmkeime)
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K) Bauchkrämpfe
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Buscopan plus Zäpfchen
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Diverse Erkrankungen
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L) Blutergüsse, Prellungen, Zerrungen
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Dolobene Gel, Chomelanum Salbe, Voltaren Emugel
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L) Schwellungen, Entzündungen
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Diclofenac Retardkapseln
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L) Haemorrhoiden
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Anaesthesin Creme
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L) Gebärmutterblutungen
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Methergin Tropfen
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L) Fieber
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Aspirin Tabletten/ Novalgin
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K) Gallenkolik
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Buscopan plus Zäpfchen
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L) Blutungen
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Druckverband ! Clauden Nasentamponade
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K) Hexenschuß (akute Lumbago)
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Diclofenac Retardkapseln / Wärme!
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L) Thrombose (dickes Bein)
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Dabigatran Kps.
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Nur für den Arzt!
(na ja, im
Notfall ist alles erlaubt)!
"Arzt-Medikamente"
(Einige Medikamente, die nur in die Hand des Arztes
gehören, sollten getrennt von der Bordapotheke in einem verschlossenen Kasten
aufbewahrt werden):
-
schwere Infektionen: Cephalosporin Ampullen
-
Schock, Kollaps: Ringerlösung, Kochsalzlösung Infusion
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schwere Allergien: Volon 40 mg Ampullen
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schwere Schmerzen: Tramal Ampullen
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starke Erregung: Valium Ampullen
Instrumente
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Fieberthermometer
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Einmalhandschuhe
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Splitterpinzette
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Einmalskalpell
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chirurgischer Wund- Klammerapparat (steriles Einmalgerät, am
einfachsten!)
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Verbandschere
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Einmalspritzen 2ml, 5ml,20ml
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Einmalkanülen Gr.1, Gr. 14
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Safar-Tubus
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Rekordspritze 5ml
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Schockdecke
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Harnverhalt: PuFi (suprapubischer Blasenkatheter = oberhalb der Symphyse
punktieren, muß einem vorher gezeigt worden sein, nur im Notfall!))
-
Kanüle zur Entlastung bei (Spannungs-) Pneumothorax (nur
Notfall natürlich)
Verbandsstoffe
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Dreiecktuch
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Watte
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Verbandpäckchen, groß, mittel
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Verbandmull
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Metalline Verbandtuch 60 x 80cm
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Metalline Verbandpäckchen
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Porofix Klammerpflaster
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Hansastrip (verschiedene Breiten)
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SteriStrip (Wundversorgung ohne Nähen)
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Leukoflex (verschiedene Breiten) auch für Druckverbände,
-
Mullbinden (verschiedene Breiten)
-
Kompressions-Kurzzugsbinden 10cm, 5 cm (z.B. Idealbinde)
-
Tamponadestreifen
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Augenklappe, Lederfingerlinge
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Schienenmaterial
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Sicherheitsnadeln
-
Blutstillende Watte (Clauden Gaze)
-
Kunststoffgips (3M Scotchcast u.ä. )
Für kleinere Hautverletzungen
(in
einem eigenen Verbandkästchen immer griffbereit zur Hand)
Geht die Fahrt in die Tropen, so soll unsere Apotheke ein Präparat
zur Malaria-Prophylaxe enthalten. In heißen Gegenden werden Dragees und Kapseln
leicht unbrauchbar. Zäpfchen kann man vor der Anwendung mitsamt der Hülse in
Wasser abkühlen ("Härten"
von Zäpfchen).
Medizinische Ratschläge für
Abenteuerreisen
Die Tropeninstitute in München und Hamburg
stellen Merkblätter zur Verfügung.
Für das Buch ABSEITS ALLER
PISTEN hat Prof. Dr.med.Stefan von Sommoggy den Medizin-Teil geschrieben.... (Medikamente „upgedated“)
Ein Medizinratgeber für extreme
Saharareisen muss sich beschränken: Weder kann ein Kurz-Medizinstudium
vermittelt werden, noch kann auf alle möglichen Erkrankungen eingegangen
werden.
und nehmen sie eines der
guten Bücher mit, die für die medizinische Versorgung auf Extremreisen
geschrieben wurden z.B. "Wo es keinen Arzt gibt" (D. Werner),
"Medi zinsurvival" (R. Nehberg). Diese und ähnliche Bücher
sind bei den entsprechenden Reiseausrüstern erhältlich.
Auch im medizinischen Bereich gilt der Grundsatz aller
Extrem-Rreisen: Keine Fehler machen!
Wichtiger als die Behandlung ist das Vermeiden von gesundheitlichen Risiken.
Wer in der Sahara oder in der
sonnengleißenden Inselwelt der Tropen einen schweren Sonnenbrand oder einen
Sonnenstich bekommt, ist für extreme Saharatouren auf eigene Faust nicht
geeignet und sollte sich lieber Pauschalreisen zu wenden.
Zur Risikovermeidung gehört auch, unfallbedingte Verletzungen
durch Vorausdenken zu vermeiden. Obwohl wir es selbst bei früheren Saharareisen
auch machten, haben bei Extremreisen Spielereien wie das Abfahren mit Skiern von
riesigen Sanddünen oder Spinnakerfliegen keinen Platz.
Eine verhängnisvolle Gefahr sind auch Verbrennungen, denen man
durch bewussten Umgang mit Treibstoff oder beim Kochen in Badekleidung weitgehend begegnen kann.
Eigene chronische Erkrankungen, mit denen man gelernt hat umzugehen und zu leben, sind nicht unbedingt ein Hindernis für Extremreisen.
Auch eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) mit der man
gelernt hat zu leben, ist kein Hinderungsgrund.
Ausgegangen werden darf davon, dass Erste Hilfe-Maßnahmen bei
solchen Törns bekannt sind. Günstig wäre natürlich ein medizinisch
ausgebildetes Mitglied bei einer Extremtour (Krankenschwester, Pfleger,
Rettungssanitäter, Apotheker, Arzt).
Da nicht alle möglichen Erkrankungen angesprochen werden können,
empfiehlt sich die Mitnahme verständlich geschriebener und mit klaren
Behandlungsrichtlinien ausgestatteter Ratgeber
Im Folgenden einige grundsätzliche Ratschläge:
Auf allgemeine Hautpflege und Hygienemaßnahmen (Fettsalben,
Lippenpflege, Zahnpflege. Genitalhygiene) wird nicht eingegangen, da auch hier
selbstverständlich der Grundsatz der Risikovermeidung gilt. Auch bei der
Trinkwasserhygiene gilt dieses Prinzip, um Durchfälle (Diarrhoen) zu vermeiden,
genauso wie man nicht "zum Baden" in tropische Flüsse gehen sollte
(Afrika!) und deshalb
auch keine Wurmkrankheit (Bilharziose) bekommt.
Wie Sie einen Schnupfen, Husten oder eine Grippe behandeln,
haben Sie im bisherigen Leben selbst gelernt. Genauso, wie sie zum Weiterkommen
ihre Yacht mit allen verfügbaren Mitteln reparieren müssen, gilt dieser
Grundsatz auch bei ihrer eigenen medizinischen Behandlung: Sie müssen
weiterkommen können.
Hierzu gehört auch die Verwendung von Arzneimittel, die
eigentlich nur in die Hand des Arztes gehören. Günstig ist, wenn sie die
Wirkung einzelner Medikamente wie z.B. Antibiotika bereits bei früheren
Erkrankungen sozusagen an sich erprobt haben und damit wissen, dass die nicht
Unverträglichkeits-Erscheinungen gegen diese Medikamente haben.
Spezifische Medikamentenempfehlungen sollen nur ein
Anhalt sein.
Ihr Hausarzt ist der ideale Ansprechpartner, ihr Apotheker ein
kompetenter Berater auch für das preisgünstigste Präparat. Auf
Dosierungsrichtlinien einzelner Medikamente wird nicht näher eingegangen,
hierzu dient der "Waschzettel", der Originalverpackung des
Medikaments, unbedingt aufheben! Schließen sie unbedingt eine Reiserückholversicherung
ab (Flugrettung)! Das soll keine Reklame, sondern kann lebensrettend sein.
Ich habe selbst mehrfach auch aus entlegenen
Wüstengebieten
Leute zurückgeholt.
IMPFUNGEN
Voraussetzung ist eine Tetanusschutzimpfung, andere
notwendige Impfungen hängen vom Reisegebiet ab und sind in Reisebüros und
Impfanstalten leicht zu erfragen.
Äußerst empfehlenswert ist eine Impfung gegen Kinderlähmung
(Poliomyelitis), da sich auch Erwachsene anstecken können und das
Ansteckungsrisiko in unterentwickelten Ländern relativ hoch ist.
Prophylaxe gegen infektiöse Gelbsucht (Hepatitis A) durch
Gamma Globulin Injektion, kurz vor der Abreise durch den Hausarzt, lohnt sich
immer. Schutzwirkung ca. 6 Wochen auch gegen andere Infektionen (allerdings kein
absoluter Schutz).
HIV ist wohl allen ausreichend bekannt.... .
Malariaprophylaxe:
Mückenstiche vermeiden ! Es werden je nach Resistenzlage
verschiedene Medikamente empfohlen, siehe http://www.dtg.org/7.html.
Doxycyclin (100mg) ist in Deutschland als Mittel zur
Malariaprophylaxe nicht zugelassen, obwohl es von der WHO und von anderen Ländern
(z.B. USA, Australien) zur Prophylaxe empfohlen wird. Da die gute Wirksamkeit
und Verträglichkeit des Mittels durch zahlreiche Studien belegt wird, ist ein
"off-label-use" prinzipiell möglich, vor allem, wenn hierfür Gründe
vorliegen (z.B. Unverträglichkeit oder Kontraindikationen anderer Mittel).
SONNEN- UND HITZEFOLGEN
Sonnenbrand:
Sollte, wie bereits gesagt eigentlich vermieden werden, kann
aber z.B. bei unumgänglichen Arbeiten beim Segeln, vor allem aber bewim
Schnorcheln trotzdem auftreten. Es
handelt sich grundsätzlich um eine Verbrennung, wie sie auch durch andere
Hitzeeinwirkungen oder als Verbrühung auftreten kann. Je nach Stärke werden 4
Stadien unterschieden: 1.Hautrötung, 2. Blasenbildung, 3.Zerstörung der
Hautoberfläche, 4.Verkohlung. Bei akuter Verbrennung die betroffene Stelle
sofort mit kaltem Wasser kühlen, um ein "Nachverbrennen" abzustoppen.
Herausragen des Zeichen sind die Schmerzen, deshalb erstens Schmerzmittel
einnehmen und lokal Anaesthesin Creme oder EMLA-Salbe auftragen. Siehe weiter
bei Brandwunden.
Hitzeschlag:
Folge eines Wärmestaus ihres Körpers ("der Kühler
kocht") und äußert sich als Kreislaufschwäche bis hin zu Bewusstseinsstörung
oder Bewusstlosigkeit. Die Haut fühlt sich dabei sehr
heiß
und trocken an, da der Körper nicht mehr in der Lage ist, durch Schweißabsonderung und damit durch Verdunstungskälte seine Temperatur zu
regeln. Folglich müssen sie ihn durch extreme Maßnahmen runterkühlen:
Schatten, Kleidung aus, nasse Tücher und Fächeln (wie der Kühlerventilator).
Sonst wie Kreislaufkollaps behandeln.
Sonnenstich:
Ist eine strahlenbedingte Hirnhautreizung und äußert sich in
heftigen Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen, Kreislaufschwäche
mit Pulsjagen, schwachem Puls (= niedriger Blutdruck), meist roter, heißer Kopf
bei kalt-schweißigem Körper. Wie bei Hitzschlag, zusätzlich Schmerzmittel
(z. B. 2 Tbl. Anco) und Cortisontabletten (2Tbl.)
Wasserhaushalt des Körpers:
Naturgemäß ist dies bei den extremen Temperaturschwankungen
in den Tropen besonders wichtig. Zuwenig trinken können sie oft, zuviel trinken
praktisch nie. Kalkulieren Sie die Wasservorräte sorgfältig: ab 2
Liter/Tag/Person und Tätigkeit und Jahreszeit. Leicht Übergewichtige haben
gegenüber dem sehnigen hageren Typ hier endlich einmal den Vorteil eines größeren
Spielraumes durch den höheren Wassergehalt von Fettgewebe. Mineraldrinks sind
eine hervorragende Sache. Trockensubstanzen, die sie mit Wasser auf lösen können:
Isostar, Biolectra Mineral Brause Tabletten. Fragen sie ihren Apotheker.
Brandwunden (gilt auch für Sonnenbrand):
Kühlen, anästhesierende Salbe (z.B. Xylocain Gel, EMLA-Salbe),
Schmerzmittel. Blasen nicht öffnen oder abtragen, sie gehen von selbst auf und
bilden solange eine schützende Schicht, die vor Infektionen bewahrt.
Wunde blutend:
Fast jede Blutung, auch eine arterielle (spritzende) kann durch
Anlage eines Druckverbandes gestillt werden. Gezielter lokaler Druck ggf. mit
den Fingern (steriler Handschuh) wirkt immer. "Abbinden" ist
abzulehnen und allenfalls eine letzte verzweifelte Maßnahme bei unstillbarer
Blutung. Formen sie aus sterilen Kompressen einen möglichst dicken und gezielt
wirkenden "Ballen" und wickeln Sie diesen mit elastischer Binde an.
Die Binde darf jedoch nicht schnüren. Damit ist fast jede Blutung zu stillen.
Nach einigen Stunden steht die Blutung meistens spontan und ein Verbandswechsel
mit Aufbringen von desinfizierender Salbe (Betaisodona Salbe) kann erfolgen. Bei
verkrustetem und verbackenem Blut kann der Verband durch Anfeuchten mit Wasser
(mit Octenisept- Lösung) leicht abgelöst werden.
Verschmutzte Wunde:
Mit Betaisodona Flüssigseife und Wasser reinigen, danach
desinfizierende Salbe.
Klaffende tiefe Wunde:
Auf keinen Fall Nahtversuche. Beim Zuheilen einer offenen Wunde
ohne Naht erleiden sie allenfalls einen Schönheitsdefekt. Bei Infektion einer
verschlossenen Wunde, die einen Abszess bildet, können sie im septischen Schock
sterben. Bei der Wundbehandlung gilt immer noch der Grundsatz: "Ubi
pus ibi evacua" = wo Eiter ist, entleere ihn, d.h., Wunden sollen
offen bleiben und von unten heraus zuheilen. Schönheitsideale haben auf den
Ozeanen keinen Platz.
Behandlung von Durchfällen (Diarrhoe):
Sie muss schnell erfolgen und auch drastisch durchgeführt
werden, da gerade unter den Temperaturverhältnissen in den Tropen der Flüssigkeitsverlust
mit Verschiebungen der blutchemischen Zusammensetzung verhängnisvoll sein
kann. Unschlagbares Mittel sind Kohletabletten (Aktivkohle), hierdurch werden
Giftstoffe und Bakterien im Magen-Darm-Trakt resorbiert und unschädlich
gemacht. Aktivkohle ist völlig ungiftig und kann in großen Mengen zu sich
genommen werden. Vorschlag: Auch wenn es scheußlich schmeckt, 20 Kohletabletten in 1 Wasserglas und das 3x täglich, dann haben sie im Normalfall
Ruhe. Wenn nicht, ist die Anwendung von Antibiotikum notwendig. Ideal sind hier
Humatin Kapseln, z.B. 3x2 Kps. alle 8 Stunden. Dieses Antibiotikum wird aus dem
Darm nicht resorbiert und beseitigt die Bakterien im Magen-Darm-Trakt,
allerdings leider auch die notwendige normale Darmbesiedelung mit Keimen.
Deshalb sollte man danach die Darmflora mit den normalen Darmkeimen wieder
aufbauen (Perenterol-Kapseln). Wenn der Druchfall gar nicht zur Ruhe kommt (oder
Sie ins Fahrzeug/Flugzeug müssen) Loperamid . Zu Beginn bin ich nicht so dafür,
weil sich der Körper durch den Durchfall ja von toxischen Inhalten im Darm
„befreien“ will.
Reiseapotheke:
Nicht eingegangen wird auf Medikamente die sie aufgrund einer
ihnen bekannten persönlichen Erkrankung benötigen (z.B. Asthma).
Allgemein: Wie bereits erwähnt, benötigen
sie auch stark wirksame Medikamente, die eigentlich in die Hand das Arztes gehören.
Lassen sie sich von ihrem Hausarzt beraten, der ihnen auch die Medikamente
besorgen kann.
Alle "Waschzettel" (die Packungsbeilagen) aufheben,
sie enthalten wertvolle Informationen und Dosierrichtlinien!
Grundsätzlich sind Tabletten, Kapseln oder Dragees günstiger
als Tropfen, da die Flaschen zerbrechen können.
Schmerzen
- leicht: Aspirin 500 mg Tbl. N=20, ben-u-ron
Kps. N=20 - mittel: Gelonida Tbl.N=10, Anco Tbl. N=20 - stark: Dorythricin Tbl.
, Tramal Trpf. 10ml oder Kapseln N=10.
Beruhigungsmittel: Valium 10 mg Tabletten N=10
Husten: codeinhaltige Kapseln oder Hustensaft
(nur Codein stillt den Hustenreiz wirklich)
Magenschleimhautentzündung (Gastritis), Sodbrennen,
Magen- beschwerden:
säurebildende Medikamente wie Maaloxan Tab. N=20 und Säurehemmer
z.B. Antra N=10
Durchfall: 20 Kohletabletten in Wasser auflösen
und bis zu 3 x am Tag trinken, natürliche Darmkeimpräperate (Perenterol
Kapseln N=20). Loperamid Drg..
Zähne: siehe Schmerzmittel, bei
herausgefallenden Füllungen: Cavit (Zahnfüllmaterial).
Übelkeit, Erbrechen: Paspertin Tropfen
(30ml), Vomex A Zäpfchen (10 Supp)
Augen: Bei Bindehautentzündung Yxin
Augentropfen (10 ml), bei eitriger Bindehautentzündung Antibiotikum Augensalbe
(Refobacin Augentropfen (5ml) oder Salbe(5g)).
Nase: Bei Nasenbluten Clauden Nasentamponade
zum Austamponieren der Nase. Schnupfen: Nasentropfen
Insektenstiche, Juckreiz, Allergie: Soventol
Gel (50g), Tavegil Ta bletten (N=20) und Cortisontabletten (in schweren Fällen)
(N=20), Fastinjekt Autoinjektor (bei Kreislaufversagen und Kollapsneigung)
Infektion: Antibiotikum (Ceporexin 1000 N=12
oder Panoral N=20, Baycillin Mega N=20, Doxycyclin Kps. 100mg (auch zur
Malaria-Prophylaxe-,Therapie nach Mückenstichen) Nebacetin Salbe (2x15g)
Hautsalben: Fettcreme, Betaisodona Salbe
(2x20g, 1 x100g), -Lö sung (120m1), Octenisept Lsg., Flüssigseife (120ml) für
eiternde Wunden, bei Pilzin fektionen Canesten Creme (50g), bei Schwellungen,
Verstauchungen z.B. Dolobene Gel (100g), Chomelanum Salbe, Voltaren Emugel Gel
(100g).
Verbandsmaterial: Sterile Mullkompressen 10x10
cm, 10 Päck chen. Elastische Binden 18 cm breit, 5 Stück. Mullbinden 8 cm
breit 5 Stück. Verbandspäckchen 5 Stück. Fettgaze (Betaisodona Wund gaze)
10x10 cm, 20 Stück. Polsterungsbinden 10 cm breit 5 Stück,
Kunststoffgipsbinden 10 cm breit 8 Stück. Das übliche Pflastersortiment,
Hansaplast, Hansapor, Leukostrip, Leukoplast, 1 Pinzette, 1 Splitterpinzette, 1
Schere.
Diese Angaben sind natürlich endlos erweiterbar, beruhen aber
auf eigenen Erfahrungen, was am häufigsten gebraucht wird. Für jeden
Eventualfall können sie sich, genauso wie ihre Yacht, nicht ausrüsten. Die
spezifischen Medikamentenangaben sind nur Vorschläge und können durch analoge
Präparate ersetzt werden. Bewusst wird darauf verzichtet, auf einzelne
Krankheitsbilder einzugehen. Einen "Crashkurs" in der Medizin kann es
nicht geben.
Nehmen sie eine vernünftige Reiseapotheke mit, die sie natürlich
über die gemachten Vorschläge hinaus erweitern können. Lassen die sich von
ihrem Arzt beraten und heften sie die Beipackzettel ab.
Noch einmal: Vernünftiges Verhalten und
Risikovermeidung sind auch im medizinischen Bereich Voraussetzung für die
erfolgreiche Durchführung einer Extremreise.
Generell gilt medizinisch gesehen, für
Sie dasselbe wie für Ihr Auto oder Ihre Yacth: Auf Ozeanen (oder in der Sahara), abseits befahrener Routen müssen beide "am
Laufen" bleiben, sonst haben Sie keine Chance. Nicht zuletzt macht dies ja
den Reiz von extremen Abenteuer-Unternehmungen aus.
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