Autor
Dipl.-Ing.Uwe
Petersen, vormals
Mitarbeiter im BSH, ist ein Fachmann von hohen Graden. Uwe Petersen ist Freier
Sachverständiger (BVFS) zu diesen Fragen (Tel:
+49 (0)40 84 05 67 40 - Fax: +49 (0)40 84 05 67 41) und
ehrenamtlicher
Referent für "Elektronische Navigation" der Kreuzer-Abteilung des
DSV.
FUNKNAVIGATION:
ENTWICKLUNG
UND ZUKUNFT
(2005)
Dipl.-Ing.
U. Petersen
Im Jahr 2000 war die
vorfristige, wirtschaftlich bedingte Rücknahme der künstlichen
Signalverschlechterung (SA) bei dem von den USA betriebenen
Satelliten-Navigationsverfahren "Global Positioning System" (NAVSTAR-GPS)
das herausragende Ereignis.
Im
Frühjahr des Jahres 2001 überraschte das BMVBW (Bundesministerium für
Verkehr, Bau- und Wohnungswesen) mit der Aussage, daß sich die Bundesrepublik
Deutschland bei der Schiffssicherheit nur noch auf GNSS
(Global Navigation
Satellite System,
GPS und/oder GALILEO) stützen werde. Eine Absicherung von GNSS sei nicht
erforderlich, als Backup genügten die an Bord vorhandenen Einrichtungen wie
z.B. Inertialsysteme, Echolot usw.
Ende
September 2001 warnte im Gegensatz dazu das BMBF (Bundesministerium für
Bildung und Forschung)
vor möglicher eingeschränkter Verwendbarkeit von GPS!
Am
26.März 2002, mit 15 Monaten Verzug, fiel endlich die Entscheidung der europäischen
Verkehrsminister für den Aufbau von GALILEO.
Am
26. Juni 2004 unterzeichneten die USA und die EU das Abkommen über
einheitliche Signalstrukturen bei GPS und GALILEO. Damit war der Weg für ein
echtes Kombisystem geebnet.
Die
Eigenschaften von GPS sind ohne Zweifel hervorragend. Inzwischen wird jedoch
offen über die Gefahren gesprochen, GPS als einziges Navigationssystem zu
verwenden; selbst die Luftfahrt spricht bei GPS nur noch vom primären nicht
aber einzigen (sole mean) Navigationssystem. Die US President`s Commission on
Critical Infrastructure Protection hatte schon 1997 ausdrücklich auf die Störanfälligkeit
von GPS hingewiesen und daß dies offensichtlich von den zivilen Nutzern, im
Gegensatz zu den militärischen, immer noch nicht ausreichend zur Kenntnis
genommen werde. Auch die Studie des VOLPE Research Center (10.Sept.2001 veröffentlicht)
macht deutlich, daß GPS-Backup-Systeme zur Sicherung unabdingbar sind. Statt
dessen begibt man sich, alle Warnungen aus Fachkreisen ignorierend, verstärkt
in die Abhängigkeit von GPS und es werden national oder international Verfahren/Systeme
zur Verwendung an Bord vorgeschrieben bzw. vorgeschlagen, die bei ihrer
Anwendung allein auf GPS-Positionen und/oder -Zeittakten basieren. Das Global
Maritime Distress and Safety System (GMDSS),
Automatic Identification System (AIS),
Electronic Chart Diplay and Information System (ECDIS)
aber auch die Bahnführung sind auf GPS als sogenanntes Stand-Alone-Verfahren
angewiesen. Insbesondere auf den Hochgeschwindigkeitsfahrzeugen wird die
Zeit für notwendige Querschecks immer kürzer. Es wird bereits auf die Gefahr
von GPS unterstützten Strandungen, Kollisionen und auch dem Verlust von
Menschenleben hingewiesen. Sind doch ähnliche Zusammenhänge aus der
Vergangenheit bei der Einführung von Radar oder Autopiloten bekannt,
spektakulär waren z.B. die radarbedingte Kollision "Stockholm" /
"Andrea Doria", und die GPS/Bahnführungsbedingte Strandung
"Royal Majestic" und "Silja Europa".
Für
die staatlichen Verwaltungen besteht die Verpflichtung, auf Gefahren und Mängel
hinzuweisen, die für die ganze Gesellschaft aus einer einseitigen Abhängigkeit
großer, kritischer Infrastrukturbereiche von ungesicherten Systemen
resultieren. Darüber hinaus haben die Verwaltungen dafür zu sorgen, daß
sich durch stützende Systeme die Unsicherheit der benötigten Systeme nicht
katastrophal auswirken können. Die USA reagierte auf die Gefährdung von GPS
nach dem 11.Sept.2001 sehr schnell, am 7.März 2002 lag vom DoT ein
Aktionsplan zur Absicherung der auf GPS beruhenden Infrastrukturbereiche vor.
Hingegen zeigen sich die EU ebenso wie die Mitgliedsstaaten weiterhin
weitgehend als beratungsresistent, man ist auf GALILEO fixiert.
GPS-Verfahren
mit verschieden großen Fehlern
GPS
läßt eine kontinuierliche, dreidimensionale Standort- und
Geschwindigkeitsbestimmung zu. Das Verfahren bietet zwei Dienste mit
unterschiedlichen Eigenschaften. Der sogenannte Precise Positioning Service (PPS),
früher P-Code genannt, ist codiert und verschlüsselt. Er steht nur den
Streitkräften der USA und ihren Verbündeten zur Verfügung. Der zweite
Dienst, Standard Positioning Service (SPS), früher C/A-Code genannt,
ist einfacher kodiert, unverschlüsselt und allen Nutzern zugänglich. Aber
auch er wurde ursprünglich nur für militärische Zwecke entwickelt, zur
Synchronisation der Empfänger auf den P-Code.
Seit
Oktober 2001 liegen die GPS-Spezifikationen für den Betrieb, nach der am
2.Mai 2000 abgeschaltete Signalverschlechterung (SA), vor. Danach übersteigt
der Positionsfehler in 95% (PDOP ≤6) aller Fälle nicht ±13m;
vorausgesetzt wird dabei, daß alle mehr als 5° über dem Horizont stehenden
Satelliten benutzt werden. Damit ist jetzt auch im zivilen Bereich eine
Geschwindigkeitsermittlung möglich.
Die
Wahrscheinlichkeitsangabe, daß 95% aller Positionsermittlungen mit einem
Fehler von maximal ±13m behaftet sind, bedeutete nicht, daß bei jeweils 100
Messungen nur 5 eine größere Unsicherheit als ±13m aufweisen. Der
Wahrscheinlichkeitsangabe liegt jeweils ein Zeitraum von 24 Stunden
(Wiederholung der Satellitengeometrie) zugrunde. Theoretisch könnten also für
die Dauer von 72 Minuten (5% von 24 h) Fehler über ±13m auftreten. Über den
maximalen Fehler werden nur indirekte Angaben gemacht. Er soll gemittelt über
1 Jahr in 99,79% aller Fälle das sechsfache, d.h. ±78m nicht übersteigen.
GPS befindet sich seit längerer
Zeit in einem hervorragenden Zustand, z.Z. sind 27 bis 30 Satelliten aktiv,
garantiert werden von den USA aber nur 24 mit einem kurzzeitigen Minimum von
22, hierfür gelten auch die SPS-Spezifikationen. Als Folge des
augenblicklichen Überangebotes ergeben sich bei der Positionsermittlung sehr
viel geringere Fehler (teilweise unter ±10m) als erwartet und von den USA
zugesagt, es sei denn, es liegt eine Abschattung vor, z.B. in Fjorden oder Häuserschluchten.
Die
aktiven Satelliten sind allerdings unterschiedlich ausgestattet, wie ihrer
Zugehörigkeit zu den Blöcken: II, IIA und IIR zu entnehmen ist. So haben die
Block II / IIA-Satelliten z.B. eine Konstruktionslebensdauer von 7,5 Jahren
mit einer erwarteten mittleren Betriebsdauer von 6 Jahren; für die Block
IIR-Satelliten (Replacement satellites) lauten die entsprechenden Zahlen 10
und 7,5 Jahre. Aus diesen rechnerischen Lebenserwartungen könnten sich
erhebliche Probleme ergeben, denn es tun inzwischen 14 Satelliten mehr als 9
Jahre Dienst, davon: 7 zwischen 9 und 12,
7 über 12 Jahre.
Neben
den als kritisch angesehenen Uhren, sind andere funktionsnotwendige Baugruppen
(laut Aussage 2nd Space Operation Squadron at Schriever Air Force Base) bei 13
der Block II / IIA-Satelliten nicht gedoppelt, z.B. der Daten-Bus und die
Navigations-Einheit. Der Ausfall einer oder beider Einheiten bedeutet
unwiederbringlich das Ende der Navigationsfunktion des Satelliten.
Es
muß also jederzeit mit überraschenden Ausfällen aus der Menge der "überalterten"
Satelliten gerechnet werden.
Als
Absicherung des Systems werden Ersatzsatelliten vorgehalten, ihre Zahl
schwankt je nach Nachrichtenquelle. Aber es genügt nicht Satelliten zu
lagern, sie müssen auch gestartet und in Betrieb genommen werden. Bei den
zuletzt gestarteten Block IIR-Satelliten lagen zwischen Start und
Betriebsaufnahme im Orbit 2 bis 3 Wochen.
Man
arbeitet daran, innerhalb von 72 Stunden zu starten und anschließend nach 7
Tagen ein einwandfreies Navigationssignal auszusenden. Angaben über die
maximale Startfolge liegen nicht vor, schließlich benötigt jeder Satellit
eine gesonderte Transportrakete.
Es
sind aufgrund der vorstehenden Tatbestände einige Unsicherheiten des Global
Positioning Systems unverkennbar. Wobei nicht darauf vertraut werden kann, daß
das Militär ja ein funktionsfähiges System benötigt. GPS enthält die Möglichkeit,
seine Funktionsfähigkeit durch Verschieben von Satelliten für ein
Krisengebiet zu optimieren allerdings unter Genauigkeitsverlusten für andere
Gebiete.
Volle
Betriebsbereitschaft 1995
Die
Entwicklung des Satelliten-Navigationsverfahrens GPS-NAVSTAR begann in den
70er Jahren. Es wurde allein für die Sicherheitsbelange der USA aufgebaut.
Die Voraussetzung der vollen, militärischen Betriebsbereitschaft war am
27.April 1995 erreicht. Das DoT erklärte NAVSTAR-GPS am 17.Juli 1995 für
voll verwendungsfähig (Full Operational Capability, FOC).
Bereits
am 8.Dezember 1993 erklärte der US Verteidigungsminister (DoD) gegenüber dem
US Verkehrsminister (DoT) die sogenannte Initial Operational Capability (IOC);
es waren 24 Satelliten (21 plus 3 Reservesatelliten), Block I und II, in
Betrieb. Am 23.März 1994 gab der US Verkehrsminister für zivile Anwender GPS
als betriebsklar und den Vorgaben der SPS-Definition entsprechend frei. Mit
ihr erlangte NAVSTAR-GPS einen Status, vergleichbar dem von LORAN-C. Der
Betreiber des Verfahrens unterwarf sich einer Informationsverpflichtung über
den jeweiligen Verfahrenszustand. Die offizielle Freigabeerklärung im Federal
Register, dem Amtsblatt der USA, enthält hierzu Einzelheiten. Sie wurden später
mehrfach ergänzt.
Ungewißheit
bei ziviler GPS-Anwendung
Der
Tatbestand, daß das GPS-Verfahren vorrangig für die Sicherheitsbelange der
USA, d.h. für militärische Zwecke, entwickelt und aufgebaut wurde, darf nie
außeracht gelassen werden. Es enthält dementsprechend Möglichkeiten, den
Zugang und die Anwendung seitens nicht autorisierter Nutzer, zu denen auch die
zivilen Anwender gehören, zu erschweren oder gar zu verhindern. Auch die
neuen Satelliten müssen weiterhin "SA-fähig" sein. Alle Zusagen
der USA enthalten daher auch weiterhin
offen oder verdeckt immer die
Einschränkung: solange es die Sicherheit der USA zuläßt. Falls der US
Verteidigungsminister mit Zustimmung des Präsidenten der USA die Sicherheit für
gefährdet erklärt, können bei GPS auch zukünftig ohne Warnung für nicht
autorisierte Nutzer Verwendungsbeschränkungen eingeführt werden. Die
Entscheidung über Verfahren und Umfang liegt beim Verteidigungsministerium
der USA (DoD). Eine globale Beschränkung, wie sie vormals SA darstellte, ist
jedoch nicht mehr vorgesehen. Die
USA wollen die Verwendungseinschränkungen auf das jeweilige Konfliktgebiet
begrenzen. Derartige Veränderungen der Positionsunsicherheit lassen sich nur
erkennen, wenn ein mindestens ebenso genaues, unabhängiges
Vergleichsverfahren eingesetzt wird.
Während
der Kosovo-Krise wurden Teile der sonst frei zugänglichen Informationen für
zivile Nutzer gesperrt. Auswirkungen auf die normale Navigation gab es aber
nicht. Während des Irak-Krieges kam es zu örtlich begrenzten
Verwendungseinschränkungen.
GPS
Modernisierung
Bereits
1995 begannen Bemühungen, das militärische Potential von PPS zu erhöhen,
der Systementwurf ist schließlich schon 30 Jahre alt.
Das
Ende einer längeren Diskussion war am 28.März 1996 die Richtlinie des US Präsidenten
(Presidental Decision Directive, PDD) für die zukünftige Handhabung und
Nutzung von GPS und seiner von den US-Verwaltungen bereitgestellten Ergänzungen.
Sie wurde am 15.Dezember 2004
durch eine neue Richtlinie zur Politik der satellitengestützten Einrichtungen
zur Verwendung von Position und Zeit ersetzt. Die Dreiteilung politische
Ziele, politische Richtlinie, Verantwortung der Ministerien ist geblieben, es
wurde aber eine Verstärkung der Sicherheitsgesichtspunkte und eine Verschärfung
der Richtlinien für den Export sensibler Techniken vorgenommen:
1)
GPS-SPS wird weiterhin kostenlos, kontinuierlich, weltweit für
friedliche Verwendung zur Verfügung gestellt.
2)
GPS und die staatlicherseits vorgenommenen Ergänzungen (DGPS, LAAS,
WAAS) bleiben in der Entscheidungsverantwortung der National Command
Authorities (Präsident, Verteidigungsminister, Oberster Stabschef).
4)
Es wird ein ständiger Ausschuß unter wechselnder Leitung DoD und DoT
eingerichtet (National Space-Based Positioning, Navigation, and Timing
Executive Committee)
5)
Die fremden Systeme und Ergänzungen sind in ihren möglichen Wirkungen
auf die Sicherheit der USA einzubeziehen.
6)
Die Verantwortung für GPS und die Ergänzungssysteme wird aufgeteilt
auf die Ministerien für:
--
Verteidigung: Entwicklung
(auch Zusatzlasten für globale SAR-Zwecke und
Backup-Systeme), Betrieb von GPS, Fragen der mil. Nutzung,
--
Verkehr: Fragen der
zivilen Nutzung, Entwicklung, Betrieb von Ergänzungssystemen für zivile
Infrastruktur,
--
Handel: Fragen der
Frequenz-Sicherung und –Beschaffung,
--
Äußeres: Verbreitung von
GPS als internationales Standard-Navigationverfahren zur Vermeidung von
Gefahren für die US Wirtschaft,
--
Nationale Sicherheit: Fragen
der Nutzung für Innere Sicherheit, Abwehr gefährlicher Nutzungen und Störungen
im Inland.
Am
1.Mai 2000 wurde das vorzeitige Abschalten von SA in einer Pressekonferenz des
Weißen Hauses veröffentlicht. Dort wurde auf Befragen auch bestätigt, daß
DGPS weiterhin notwendig sei. Jedoch verweigerte der Vertreter des
Verteidigungsministeriums Auskünfte über Einzelheiten der Störung bzw.
Einschränkung der GPS-Nutzung zu Konfliktzeiten und in Konfliktzonen. Mit
einer Sondermaschine sandte der US Präsident Mr. GOLDIN (Chef der NASA) zum
2.Mai zur internationalen Satelliten-Navigationstagung GNSS 2000 nach
Edinburgh, um bekannt zu geben, daß SA in der Nacht abgeschaltet worden sei.
Gründe
des vorzeitigen Abschaltens waren die US GPS-Frequenzwünsche für die
bevorstehende World Radiocommunication
Conf. 2000 (WRC-2000) und das
geplante europäische Satellitensystem GALILEO; den Termin der Bekanntgabe
bestimmte die GNSS-Tagung mit über 500 Teilnehmern(optimale Öffentlichkeit!).
Mit
dem Abschalten von SA verminderte sich zwar der Positionsfehler auf ca. 10%
des bisherigen, an den fundamentalen Einschränkungen von GPS änderte sich
jedoch nichts. Für sicherheitskritische Anwendungen, bei denen unentdeckte
Systemfehler sofort zu schwersten Risiken führen, ist GPS allein weiterhin
nicht geeignet (z.B. Durchsteuern Kadetrinne, auch die Empfehlung des BMVBW,
hierbei zugelassenen ECDIS-Anlagen einzusetzen verbessert die Situation
nicht). Die im Auftrag einer US Presidential Decision Directive erstellte
VOLPE-Studie (10.Sept.01 veröffentl.) über die Verwundbarkeit der auf GPS
beruhenden nationalen Verkehrsinfrastruktur fordert für alle
sicherheitskritische Anwendungen die Entwicklung und Einführung geeigneter
GPS-Stütz- bzw. GPS-Backup-Systeme.
Die
Weiterentwicklung des Precise
Positioning Service, PPS, verteilt sich etwa gleich auf Steigerung der
Leistungsfähigkeit und Erhöhung der Störfestigkeit.
Im
Frühjahr 1996 begann man mit Änderungen an der Satelliten-Software, es
wurden bislang freie Plätze des Datentelegramms der Satelliten belegt.
Daneben wurde die Anzahl
der bisher 5 GPS-Monitorstationen erhöht. Stationen der National
Imagery and Mapping
Agency erhielten
GPS-Monitorausstattung (NIMA vormals Defence Mapping Agency (DMA) erhielt als
Folge des 11.Sept. zusätzliche Aufgaben und einen neuen Namen „National
Geospatial-Intelligence Agency“
(NGA) und wurde vom Departm. of Defence ins Departm. of Homeland
eingegliedert). Mit den zugeschalteten NIMA-Stationen stehen jetzt 12
GPS-Monitorstationen zur Verfügung, so daß alle PPS-Signale der
GPS-Satelliten fast ununterbrochen beobachtet werden können. So lassen sich
laufend Bahn-, Zeit- und Gesundheitsdaten der Satelliten ermitteln und damit
die Navigation Message des Master Control Centers für jeden einzelnen
Satelliten schneller aktualisieren. Jeder Satellit hat jetzt außerdem
Bahndatenkorrekturen für alle anderen. Lediglich nach dem Satelliten mit der
jüngsten Aufdatierung muß gesucht werden, um für alle Satelliten die
aktuellsten Korrekturen zu erhalten. Um den Suchvorgang zu beschleunigen,
wurde die Kanalzahl bei den mil. Anlagen erhöht. Mit dieser Maßnahme
verbleibt ein Positionsfehler in der Größenordnung von schätzungsweise ±1..1,5m(SEP).
Für zivile Nutzer ergibt sich leider kein entsprechender Gewinn. Bislang wird
das zivile Signal nicht umfassend überwacht, obwohl dies eigentlich eine
unabdingbare Voraussetzung für die US-Bestrebung sein müßte (PDD 1996), GPS
weltweit als Standard Navigationssystem anerkannt zu bekommen. Das Überwachungsnetz
für das zivile Signal soll 2007 betriebsbreit sein. Zivile Anwender müssen
daher aus technischen Gründen weiterhin damit rechnen, erst 2h (GLONASS
≥6h) nach Auftreten eines Satellitenfehlers darüber sicher informiert
zu sein. So trat beim GPS-Satelliten PRN 22 am 22. Juli 2001 ein empfängerseitig
nicht erkennbarer Uhrenfehler auf. Er wurde zwar von der WAAS-Kontrollstation
sofort erkannt aber für das GPS Master Control Center stand der Satellit für
Kontrollmessungen und notwendige Steuerungsmaßnahmen schon zu tief. Erst nach
111 Minuten konnte der Satellit als fehlerhaft markiert werden. Während der
knapp 2 Stunden erzeugte er örtlich bis zu 300km Positionsfehler. Daß eine
derartige Störung kein Einzelfall ist, zeigte sich am 1.Jan.2004. Bei dem
Satelliten PRN 23 trat um 18:33 Uhr (UTC) ebenfalls ein Uhrenfehler auf. Die
von heutigen Sportbootanlagen nicht erkennbaren Störung endete um ca. 18:20,
als die Bodenkontrolle wieder Zugriff auf den Satelliten hatte und ihn als
unbrauchbar markieren konnte. Messungen in Kiel ergaben in 95% aller Fälle
einen Positionsfehler von ±4,6 sm. In den restlichen 5% erreichte der Fehler
bis zu 22 sm. Dieser Uhrenfehler hatte nach offizieller Mitteilung der USA
Auswirkungen auf die Nutzer in großen Teilen Europas, Afrika, Asien,
Australien und dem äußerten Norden Nordamerikas.
Die
Entscheidung der IGEB für die Modernisierung
des Standard Positioning Service,
SPS, fiel am 27.März 1998. Es wird ein zweites Signal auf der GPS-Frequenz
L2/1227,60MHz eingefügt. Darüber hinaus
sprach man sich für ein drittes Signal L5 aus. Für L5 ist 1176,45MHz
als Frequenz vorgesehen. Dieses Signal ist für Nutzer mit höchsten
Genauigkeitsansprüchen gedacht. Für die normale Navigation wird es keine
Rolle spielen.
Die
angestrebte volle Verfügbarkeit des 2. Signals ab 2008 dürfte jedoch aus
folgenden Gründen unrealistisch sein:
1)
Die Satelliten-Generation IIR (bisher 12 im Orbit) war für
Modifizierungen nicht vorgesehen
Außerdem
hat der bisherige Hersteller Lockheed Martin die Produktion der Block
IIR-Satelliten eingestellt.
Für
die folgende Satelliten-Generation IIF sind Mittel ($ 145 Mio.) für die
Modernisierung der ersten 3 Satelliten und die Konstruktion weiterer 3 bis
2009 freigegeben. Das GPS Joint Program Office (JPO) erwartet nach eigenen
Aussagen aber, daß aus dem Originalkontrakt über 33 Stück 8 beschafft
werden. Hierfür ist aber ein erheblicher Zeitraum einzuplanen, denn die
Satelliten müssen gebaut, getestet und für den Start vorbereitet werden.
Erster Start ist für Mai 2005 geplant. Der Satellit soll erstmals M-Code und
2. ziviles Signal abstrahlen.
2)
Das DoD ist an zusätzlichen,
zivilen Signalen nicht interessiert, es arbeitet im Gegenteil daran, sich von
der Synchronisation über den C/A Code freizumachen. Es benötigt seine
Haushaltsmittel für die Sicherung der Störfestigkeit. Die Kosten der zivil
genutzten Anteile müssen vom DoT aufgebracht werden.
3)
Dem DoD wurde jetzt auch
noch der spezielle Haushaltstitel “GPS“ gestrichen. GPS-Aufwendungen müssen
augenblicklich aus einem Gemeinschaftstitel, der alle mil. Weltraumaktivitäten
enthält, bezahlt werden.
Realistischer
dürfte es daher sein, nicht vor 2012/15 mit einer vollen Verfügbarkeit des
2. Signals zu rechnen. Bisher tragen ca. 5% der Nutzer (Streitkräfte) 100%
der Kosten. Hier sollte auch bedacht werden, daß GPS längst kein reines
Navigationssystem mehr ist. Inzwischen hängen auch viele zeitkritische
Anwendungen von GPS als Zeitbezug ab, z.B. Telefon- und Stromversorgungsnetze,
Internet, Börsentransaktionen aber auch digitale Rundfunk- und
Fernsehsendungen und das Automatic Identification System (AIS).
Auf der WRC, Mai 2000 wurde
die dritte GPS-Frequenz 1176,45MHz(L5 Signal), aber auch die Frequenzen für
das europäische Satelliten-System GALILEO, vorgemerkt.
GLONASS
eine Alternative?
GLONASS
(GLObal NAvigation
Satellite System)
stellt das von der UdSSR entwickelte Gegenstück zu GPS dar. Auch bei ihm wird
mit zwei Frequenzen und Signalen gearbeitet, wobei wiederum ein Signal dem
Militär vorbehalten ist. Allerdings kannte GLONASS zu keiner Zeit eine
Verschlechterung (SA vergleichbar) des zivil nutzbaren Signals. Es war von
Anbeginn mit einem kleinen Fehler behaftet, ca. ±30m, und es konnte daher
auch immer zur Geschwindigkeitsbestimmung eingesetzt werden. 24 Satelliten
bilden das vollständige System. Sie waren erstmals am 18.Januar 1996 in
Betrieb; es erfolgte die Erklärung der vollen Betriebsbereitschaft (FOC). Das
System wurde aber in der Folgezeit nicht sehr gut gepflegt, die Zahl von 24
Satelliten konnte nicht aufrecht erhalten werden, es wurden zudem nicht alle
Systemmängel offengelegt. Bereits nach einem halben Jahr waren nicht mehr 24
Satelliten betriebsbereit, womit letztlich FOC nicht mehr vorlag. Es gibt auch
heute noch keine verbindlichen Zusagen für einen einwandfreien Betrieb.
Inzwischen sind nach zahlreichen Neustarts wieder 11 Satelliten in Betrieb
(letzter Start 26.12.04). Als Systemminimum werden 11 Satelliten für eine
sinnvolle Nutzung angesehen. Das Signal des ersten Satelliten der neue
M-Generation, Start 12.01.01, wurde am 15.04.03 endlich als einwandfrei
gekennzeichnet. Ein weiterer M-Satellit (Start 10.12.03) wurde am 9.12.04 als
nutzbar gekennzeichnet. Die M-Satelliten sollen u.a. eine längere Lebensdauer
aufweisen. Für sicherheitsrelevante Anwendungen ist die Verwendung von
GLONASS allein nicht zu verantworten. Die Zukunft des Systems ist weiterhin
unsicher, auch wenn Präsident Jelzin am 18.Febr.1999 mit einer Anordnung
GLONASS für ausländische Finanzierung öffnete, um es zur Basis eines
internationalen Satelliten-Navigationssystems werden zu lassen (am
10.Febr.1999 gab es die EU-Erklärung zur Entwicklung des Satelliten-Systems
GALILEO). Es bleibt auch abzuwarten, ob die Ankündigung vom 06.Nov.2002 erfüllt
wird, daß zukünftig jährlich 2 bis 3 Start mit jeweils 2 oder 3 Satelliten
erfolgen sollen (2001: 1 Start 3 Sat,
2002: 1 Start 3 Sat, 2003:
1 Start 3 Sat, 2004: 1
Start 3 Sat am 26.12.).
Die Lebensdauer der
GLONASS-Satelliten, vermutlich bedingt durch die begrenzte Nutzbarkeit der
Atomuhren, ist bislang unbefriedigend, schon 80 Satelliten segneten das
Zeitliche. Spätestens in diesem Jahre müssen zudem die Betriebsfrequenzen
der Satelliten wegen Störung anderer Funkdienste geändert werden.
Auswirkungen
auf andere Navigationssysteme
Die
Betriebsaufnahme von GPS-NAVSTAR blieb nicht ohne Einfluß auf die bisherigen
Verfahren.
Es
wurden abgeschaltet:
TRANSIT/NNSS
am 31.Dezember 1996
(Alter 32 J.)
DECCA
(Norwegen)
am 28.Februar 1997
OMEGA
am
30.September 1997
DECCA
(Festland) am
31.Dezember 1999
DECCA
(Engl.,Irl)
am 31.März 2000
(Alter 55 J.)
Geblieben
ist nur LORAN-C, das aus Sicherheitsgründen insbesondere unter den
Bedrohungen
durch
Terrorismus auch dringend erhalten bleiben sollte, ohne es jedoch in der Form
zu benutzen, wie vor mehr als 10 Jahren.
Aber
auch die terrestischen Navigationshilfen, wie Tonnen und Leuchtfeuer, wurden
und werden teilweise erheblich vermindert.
LORAN-C:
Intensive Nutzung in den USA
Ende 1994 endete für die USA
generell die militärische Nutzung von LORAN-C. In den USA wurde infolge der
vollständigen Abdeckung des Landes und der angrenzenden Seegebiete LORAN-C
intensiv sowohl in der Luftfahrt als auch im Landverkehr genutzt. Nach dem
Federal Radionavigation Plan 1994 sollte LORAN-C 2000 abgeschaltet werden, da
GPS alle Aufgaben erfüllen könne. Besonders folgenreich war, daß die
Industrie die Weiterentwicklung von LORAN-C-Anlagen daraufhin einstellte. Ein
von Luftfahrtinstitutionen (FAA, AOPA und ATA) an die APL John Hopkins Univ.
gegebener Studienauftrag "GPS as Stand Alone System" ergab, daß GPS
aus Sicherheitsgründen, zumindest in der Luftfahrt, als einziges
Navigationsmittel (sole mean) ohne Stützung (z.B. Differentialverfahren,
LORAN-C) nicht brauchbar ist. Insbesondere wurde die Gefahr absichtlicher oder
unabsichtlicher Störungen untersucht. Das LORAN-C-System wurde modernisiert,
zentrale Überwachung und Steuerung sind vorgesehen. Für die Haushaltsjahre
2001 und 2002 wurden jeweils Millionenbeträge bereitgestellt. Die Haltung der
Industrie änderte sich aber nicht, nur in Europa wurde aufgrund der veränderten
Technik der hiesigen, neuen LORAN-C-Ketten die Entwicklung wieder aufgenommen.
Augenblicklich finden intensive Untersuchungen statt wieweit LORAN-C,
eventuell ein verbessertes, sogenanntes eLORAN
(enhanced LORAN), als Backup für
GPS für See- und Luftfahrt genutzt werden kann.
Sollte
eine Entscheidung zum langfristigen Bestand von LORAN-C fallen, so wollen die
USA bei der IMO seine Anerkennung als Bestandteil weltweiter Funknavigation
erwirken.
LORAN-C
in anderen Staaten
Der Rat der EU entschied zwar am 25.Febr.1992, daß LORAN-C das künftige,
terrestrische, europäische Navigationsverfahren sein sollte. Heute ist die
Zukunft von LORAN-C für die Europäische Kommission aber ohne Interesse, auf
der Tagesordnung steht GALILEO. Es verfügt für Politiker offenbar über eine
magische Immunität gegen Störungen.
Für den Europäischer Radio
Navigationsplan (ERNP) zeichnet sich ab, daß LORAN-C nach langer Diskussionen
doch wieder angemessen berücksichtigt werden wird.
Bereits
im August 1992 fiel die endgültige Entscheidung für den Ausbau und Betrieb
eines nordwesteuropäischen LORAN-C-Netzes. Von Dänemark, Frankreich,
Deutschland, Irland, Holland und Norwegen wurde das entsprechende Abkommen mit
dem Kostenverteilungsplan unterzeichnet. Mit diesem Abkommen entsprach man der
Entscheidung des Rates der Europäischen Gemeinschaft. Das Netz (NELS,
North-West European
Loran-C System)
besteht aus den sechs vorhandenen LORAN-C-Stationen der norwegischen und der
französischen Ketten, sowie aus zwei neuen Stationen in Norwegen. Sie wurden
zu 4 LORAN-C-Ketten zusammen geschaltet, die im Laufe des Jahres 1996
betriebsklar waren. Hierzu gehörte auch die Vorbereitung des Senders Sylt für
den Betrieb mit einem Nebensender aus der russ. CHAYKA-Kette 8000 zur
Abdeckung der Ostsee. Leider scheiterten im Jahre 1997 die Verhandlungen über
eine schnelle Anbindung der CHAYKA-Station. Langfristig ist die Verbindung zur
CHAYKA-Kette aber weiterhin notwendig. Da aber kurzfristig eine Station auf
dem Territorium der GUS nicht zugeschaltet werden
konnte, war sogar eine zusätzliche Station in Mecklenburg-Vorpommern
geplant.
Im
Mittelmeer-Bereich hat Italien unter Beteiligung der Staaten Frankreich,
Spanien und Algerien die Führung übernommen. Die Stationen in Spanien und
der Türkei existieren allerdings nicht mehr. Die GUS strebt die Einbeziehung
des russischen LORAN-C-Nebensenders auf der Krim (CHAYKA-Kette 8000) an, in
Doppelfunktion als Nebensender der Mittelmeerkette (Bedeckung Schwarzes Meer).
Da es jedoch nicht vorangeht, möchte Italien seine beiden Sender in das
North-West European Loran-C System (NELS) integrieren. Hierbei wird es von
Frankreich unterstützt. Die Zukunft von NELS, die jährlichen Betriebskosten
des Systems einschließlich Control Center Brest und Coordination Center Oslo
betragen lediglich 4,2 Mio. EUR, ist allerdings ungewiß, der Vertrag läuft
am 31.12.2005 aus. Eigentlich hätte das Auslaufen von NELS im Dez. 2004 verkündet
werden müssen, wenn es Ende 2005 erfolgen soll.
Im
Gegensatz dazu wird in England vom Langwellen-Sender Rugby ein
Sendemast für LORAN-C -Versuche umgerüstet. Die General Lighthouse
Association (GLA) will die Zahl der Leuchtfeuer vermindern, Sorgen bereitet
ihr aber das übermäßige Vertrauen der Nutzer in GPS. Es wird davon
ausgegangen, daß LORAN-C das Potential als notwendiges Backup für GPS
besitzt. Zur Bestätigung sollen die Versuche mit Rugby dienen.
Frankreich will LORAN-C
unbedingt bis mindestens 2015 erhalten. Es hat Pläne für zwei weitere
Stationen, Straßburg bzw. Südfrankreich. Außerdem soll die Modernisierung
der norditalienischen Station unterstützt werden, eventuell unter Verwendung
des für die vormals geplante Irland-Station vorgesehene Antennenmastes. Österreich
hat klar erklärt, an LORAN-C als Backup-System für die Satellitensysteme
interessiert zu sein, besonders betont werden dabei die niedrigen Kosten und
die erprobte Technik. Ähnliches gilt für die Tschechische Republik, sie hat
mit Österreich schon über eine neue Station bei Prag diskutiert. Dänemark,
Irland und die Niederlande scheiden aus NELS aus. Auch Deutschland wird den
Vertrag nicht verlängern, es hofft, daß LORAN-C auf privater Basis
weiterbetrieben werden kann und mit anderen privaten Systemen in Wettbewerb
tritt. Norwegen will ebenfalls den Vertrag auslaufen lassen, das System werde
zu wenig genutzt. Hoffentlich stellt man nicht nach dem Abschalten fest, wie
dringend LORAN-C zur Absicherung der Satelliten-System
erforderlich wäre.
Eine
Kette in Saudi-Arabien deckt das östliche Mittelmeer, das Rote Meer,
den Persischen Golf, den Golf von Aden, den Golf von Oman und einen Teil des
arabischen Meeres ab. China baute ein LORAN-C-Netz an der Küste auf.
Die Betriebsaufnahme der 6 Sender erfolgte im Frühjahr 1994. Auch Indien
nahm den Betrieb der neu erbauten Ketten bei Bombay und Kalkutta 1994 als
Ersatz für DECCA auf. In Südkorea wurden 2 Stationen einer ehemaligen
Kette der US Luftwaffe modernisiert. Neben diesen spezifischen Aktivitäten
bildete sich 1992 auch in Ostasien eine LORAN-C-Gruppe mit den Mitgliedern
China, Japan, Korea und Rußland (FERNS,
Far East
Radio Navigation
Service).
Im
Nordpazifik besteht bereits seit 1987 eine Zusammenarbeit zwischen den USA und
der UdSSR/GUS. Für die gemeinsame USA/GUS-Kette erfolgte die
Betriebsbereitschaftserklärung ebenfalls 1994. Nach Rückzug der USA aus
dieser Kette übernahm Japan Ende 1994 die Aktivitäten.
Der
Grund für den überraschenden Ausbau bzw. Erhalt des LORAN-C-Netzes war die
Erkenntnis der Staaten, daß die Verkehrssicherungspflicht in den eigenen Gewässern
nur durch ein zu GPS redundantes, weitgehend störungssicheres, nicht militärisches
Navigationssystem zu gewährleisten sei.
Unabhängigkeit
von GPS
Es
ist für die EU nicht zu akzeptieren, daß innerhalb der nächsten 10 Jahre
nicht nur alle europäischen, kritischen Transportaktivitäten, sondern auch
Mobilfunk, Stromversorgung und andere zeitkritische Systeme allein von GPS abhängig
wären. ESA, EUROCONTROL und EU Kommission bildeten bereits im März 1998 eine
High Level Group (HLG) für Verhandlungen mit den USA über eine europäische
Beteiligung und Kontrolle bei GPS.
Da
die USA dazu nicht bereit waren, fiel am 17.Juni 1999 im EU-Ministerrat die
Entscheidung für GNSS-2, genannt GALILEO. Damit war die Definitions-Phase für
GALILEO genehmigt. Parallel fanden Gespräche mit anderen Staaten über eine
Beteiligung statt (speziell mit Rußland wegen der
GLONASS-Management-Erfahrungen und der GLONASS-Frequenzen). Erst am 26.März
2002 fiel die endgültige Entscheidung, 12 Monate später hatten sich dann
endlich auch Deutschland und Italien geeinigt. Inzwischen unterzeichnete China
zum Ärger der USA eine Absichtserklärung, sich mit EUR 200 Mio. zu
beteiligen. Auch Indien, Kanada,
Israel, Ukraine und GUS haben
Interesse an GALILEO bekundet.
Am
30.Okt.2000 startete China für Testzwecke seinen ersten
Navigations-Satelliten. Es sollte ein GPS ähnliches System aufgebaut werden,
vorrangig für Landnavigation (Straße, Schiene).
GALILEO
Das System soll zu GPS
kompatibel sein. Da GALILEO unter privater Beteiligung (public private
partnership) betrieben werden soll, werden fundamentale Systembeschreibungen
wie bei GPS, z.B. das Interface Control Doc (ICD), nicht allgemein zugänglich
sein.
Vorgesehen
sind für das System 27 plus 3 Reservesatelliten auf 3 Bahnen in 23.616km Höhe.
Die Bahnen besitzen eine Neigung gegen den Äquator von 56° (GPS 55°) und
sind jeweils mit 10 Satelliten besetzt. Die Umlaufzeit beträgt 14h (GPS 12h).
Das
Meßprinzip bei GALILEO entspricht dem von GPS, es werden
die Entfernungen zu den sichtbaren Satelliten gemessen (Ranging Codes).
Es sind zwei GALILEO‑Kontrollzentren vorgesehen, zusätzlich wird es
noch örtliche Zentren geben, die befugt sein werden, ermittelte Integritätsinformationen
zu den Satelliten zu übertragen. So soll sichergestellt werden, daß im
fertigen System immer von mindestens 2 Satelliten, höher als 25° über dem
Horizont stehend, aktuelle
Integritätsinformationen zu empfangen sind.
Wie
bei GPS arbeiten alle Satelliten auf den gleichen Frequenzen, die
Unterscheidung erfolgt anhand des für jeden Satelliten spezifischen Codes,
Von
GALILEO sollen folgende Navigationsdienste angeboten werden:
SAR‑Dienst
Er läßt erstmals zu, daß der Alarmauslösende eine Bestätigung seines
Alarms erhält.
War
bislang auf Druck Frankreichs das unsichere Cospas-Sarsat vorgesehen, scheint
jetzt aufgrund deutscher Aktivitäten das erheblich sichere INMARSAT-E eine
Change zu haben. Die deutsche Entwicklung der Signalstruktur der INMARSAT-Seenotboje
einschließlich der Erdefunkstelle in Perth, Australien, wurden mit
erheblichen deutschen Steuermitteln unterstützt.
Open
Service (OS) Er kann von
jedermann kostenlos genutzt werden. Es stehen 6(!) unterschiedliche, unverschlüsselte
Signale, davon 3 ohne Daten als Ranging Codes (Meßsignale), auf 3 Trägerfrequenzen
(E5a/1176,45MHz, E5b/1207,14MHz, und E2‑L1‑E1/1575,42MHz) zur Verfügung.
Dieser Dienst ist vergleichbar mit dem zukünftigen, modernisierten GPS mit
einem dritten Signal L5 für zivile Anwender (Block IIF und Block III
Satelliten).
Commercial
Service (CS) Bei ihm erfolgt
der Zugang über einen Service Provider, d.h. es ist eine Anmeldung und
Bezahlung Voraussetzung. Als Gegenleistung stehen 2 zusätzliche, verschlüsselte
Signale mit Ranging Code und Daten auf einer weiteren Trägerfrequenz
(E6/1278,75MHz) zur Verfügung.
Safety
of Life Service (SoL) Er ist
ebenfalls kostenpflichtig. Er benutzt 4 Signale und erhält Zugriff auf die
Integritätsinformationen. Dieser zertifizierte Dienst soll mit zertifizierten
Zweifrequenz‑Anlagen arbeiten.
Public
Regulated Service (PRS) Er
arbeitet mit 2 verschlüsselten Signalen auf zwei verschiedenen Frequenzen
(E6, E2‑L1‑E1). Dieser Dienst ist hinsichtlich Zugang und
Anwendung vergleichbar mit dem jetzigen militärischen Anteil bei GPS (PPS mit
P‑ und Y‑Code).
PRS ist die Ursache einer
bis heute noch nicht völlig ausgeräumten Verstimmung zwischen der EU und den
USA. Der Mißbrauch der Satelliten-Navigationssysteme kann eine Bedrohung der
nationalen Sicherheit bedeuten. Eine typische Maßnahme dagegen ist das
Vorhalten von Möglichkeit, um in Krisensituationen die als gefährlich
angesehenen Signale (primär die offenen, zivil genutzten Signale) zu
beeinflussen.
Im
Rahmen der Modernisierung von GPS beabsichtigen die USA ein weiteres, verschlüsseltes
militärisches Signal (M‑Code) einzuführen. Der erste Satellit mit
M-Code soll 2005 gestartet werden. Hierfür ist aber, wie für den Public
Regulated Service, das Signalband E2 - L1 - E1 vorgesehen. Die USA könnten im
Krisenfall zum eigenen Schutz zwar örtlich die zivil genutzten Teile des
Bandes stören, den für sie dann ebenfalls gefährlichen PRS‑Teil von
GALILEO könnten sie hingegen unter Gewährleistung der Sicherheit des eigenen
M‑Code nicht stören.
Am
26.Juni 2004 (Dublin) kamen USA und EU dann u.a. überein, daß
---
PRS und M-Code getrennt werden,
---
zukünftig die zivil genutzten Signale von GPS und GALILEO eine
einheitliche Signalstruktur erhalten,
---
die unterschiedlichen geodätischen Bezüge und die Zeitsysteme
interoperabel sein sollen.
Damit
schienen US Sicherheitsbedenken ausgeräumt und die Voraussetzungen für ein
echtes Kombinationssystem GPS/GALILEO geschaffen. Seit kurzer Zeit steht
jedoch eine erneute Drohung der USA im Raum. Die EU sieht für GALILEO als
rein zivilem System im Konfliktfall keine Signalveränderung oder –abschaltung
zur Nutzungseinschränkung vor. Dies soll selbst dann gelten, wenn GALILEO in
einem Krieg gegen die USA genutzt werden sollte. Die USA wollen in solchem
Fall, insbesondere wenn China am Konflikt beteiligt sein sollte, GALILEO nicht
nur reversibel stören sondern auch irreversibel (Zerstörung der Satelliten).
Spätestens
im Juni 2006 müssen erste GALILEO‑Signale aus dem Orbit zu empfangen
sein, um die Reservierung der Frequenzen bei der ITU (International
Telecommunication Union) aufrechtzuerhalten. Am 11.Juli 2003 wurde der Auftrag
für erste Testsatelliten vergeben, die britische Firma Surrey Space
Technology Limited (SSTL) baut den ersten Satelliten (EUR 27,9 Mio., Start
2.Halbjahr 2005). Der Auftrag für den zweiten Satelliten (EUR 72,3 Mio.) ging
an Galileo Industries (GaIn). Beide Satelliten werden voraussichtlich mit
Soyuz‑Raketen von Baikonur in Rußland gestartet.
Um
GALILEO benutzen zu können, bedarf es selbstverständlich neuer
Navigationsanlagen. Für den Sportbootbereich genügt eine Einfrequenzanlage
die lediglich die offenen Signale von GPS und GALILEO auf dem Band
E2‑L1‑E1 verarbeiten kann. Mehrfrequenzanlagen ergeben unter
anderem zwar bessere Positionsgenauigkeiten, die aber von keiner Seekarte
unterstützt werden kann. Schon die mit heutigen GPS‑Anlagen erreichten
Genauigkeiten lassen sich in der Seekarte kaum noch nutzen.
Absicherung
der Satelliten-Navigation
GPS
ebenso wie das zukünftige GALILEO wird in seiner Funktionsfähigkeit von
unabsichtlichen (wie z.B.: unerkannte Satelliten-Signalmängel,
Ausbreitungsanomalien z.B. durch Sonnenaktivität, Reflexionen und
Abschattungen) aber auch absichtlichen Störungen vermindert oder sogar verfälscht.
In die Kategorie absichtlicher Beeinflussungen fallen Manipulationen im
Konfliktfall aber auch Störungen durch Terroristen oder Hacker. Die Störtechniken
sind bekannt, entsprechende Einrichtungen auf dem Markt (schon 1997 wurde für
$3.500 auf der Moskauer Luftfahrtschau ein GPS-Störsender angeboten). Sie
sind aber auch leicht zu bauen, Anleitungen bietet das Internet. Bauteile für
ca. $500 genügen für eine Störreichweite von ca. 200 km. Damit ließe sich
die GPS-Navigation über die Breite vieler Meeresengen, beispielsweise des
englischen Kanals oder der Elbmündung, zum Erliegen bringen. Die Wirkung des
Störsenders verbunden mit einer Verminderung seiner Auffindbarkeit ließe
sich leicht durch einen Zufallsgeber als Ein/Aus-Schalter steigern. Die
Erzeugung eines GPS-ähnlichen Signals würde die Störreichweite bei gleicher
Leistung noch um etwa den Faktor 10 erhöhen.
Je
umfangreicher die Anwendungen und Abhängigkeiten von GPS werden, desto größer
wird auch der Anreiz für absichtliche Störaktivitäten (vergl.
Internet-Hacker). Die weiträumigen Stromversorgungsstörungen im Jahre 2003
(14.Aug. NE-USA, 12.Aug. London, 23.Sept. Dänemark/Südschweden, 28.Sept.
Italien) hatten ihre Ursache nicht in einer GPS-Störung aber die
Stromverteilung, auch in Deutschland, stützt sich weitgehend auf die
Zeitinformationen von GPS. Der 11.Sept.2001 hat gezeigt, daß alles was
geschehen kann auch geschieht.
Differential-GPS
(DGPS oder Land-Based Augmentation System, LBAS) war der erste Ansatz zur
partiellen Absicherung von GPS. Von einer Referenz-Station, werden
international standardisierte GPS-Korrekturen ermittelt und ausgesendet. Die
Verwendung der Korrekturen in der Bordanlage ergibt in einem begrenzten Gebiet
um die Referenz-Station einen auf etwa ±3m verminderten Fehler. Viel
wichtiger ist aber, daß sich die Integrität von GPS verbessert, d.h. es wird
rechtzeitig vor an Bord nicht erkennbaren Mängeln der Satelliten-Signale
gewarnt. Der geringe Positionsfehler von ±3m ist für die Navigation ohnehin
nicht erforderlich, schon ±13m erfordern
erhöhte Aufmerksamkeit, da viele Seekarten diese Genauigkeit nicht unterstützen.
Inzwischen
gibt es in Europa ca. 160 DGPS-Sender, sie nutzen die ehemaligen
Funkfeuerfrequenzen, allerdings verteilte man die 64 Frequenzen am
18./19.Sept.2001 neu, um gegenseitigen Störungen zu vermeiden.
Insgesamt
wurden in über 30 Ländern DGPS-Stationen gebaut oder haben ihren Betrieb
bereits aufgenommen. Die Nutzung ist kostenlos. Die US Coast Guard erklärte
am 15.März 1999 ihr DGPS für voll verwendungsfähig. An der Abdeckung der
gesamten USA mit DGPS (Nationwide DGPS, NDGPS) wird gearbeitet. Auch in
Deutschland sind die Aufträge für den Aufbau 5 zusätzlicher DGPS-Stationen
vergeben (Zeven/Niedersachsen, Koblenz, Iffezheim/Baden-Württemberg, Bad
Abbach/Bayern, Mauken/Oberelbe/Sachsen-Anhalt). Sie sollen die Binnengewässer
abdecken, mit dem Nebeneffekt, daß das gesamte Bundesgebiet abgedeckt wäre.
Nach
erfolgreichen Versuchen mit einem geostationären
INMARSAT-Nachrichten-Satelliten, werden jetzt versuchsweise von 4 Satelliten
(15,5°W, 21,5°E, 25°E, 64°E) Korrekturen für GPS und Warnungen bei Störungen
verbreitet. Dieses, als GNSS-1 oder EGNOS
(European Geostationary
Navigation Overlay
Service) bezeichnete System,
sollte 2004 voll betriebsklar sein und Europa, Atlantischen-, Afrika und
Mittleren Osten abdecken. Als Betriebsdauer sind 5 Jahre mit der Möglichkeit
einer Verlängerung auf 10 Jahre vorgesehen. Das System ist dem amerikanischen
Wide Area
Augmentation System,
WAAS (Satelliten auf 54°W und 178°E)
und dem japanischen MTSAT (Multi-Function
Transport Satellite)
vergleichbar und sollte, wie diese, primär der Luftfahrt dienen. Inzwischen
wird es aber auch erfolgreich in anderen Verkehrsbereichen angeboten. Die
japanische Regierung genehmigte im April 2003 $461 Mio.(insgesamt $1,6
Milliarden für 12 Jahre) für die Entwicklung eines Quasi
Zenith Satellite
System (QZSS), mit dem die
Positionsermittlung in Tälern und städtischen Häuserschluchten verbessert
werden soll. Der erste Start der insgesamt 3 Satelliten ist für 2008
vorgesehen. Ähnliche Entwicklungen gibt es auch in Kanada (CWAAS), China (Satellite
Navigation Augmentation System, SNAS) und Indien (GAGAN).
Das
Funktionsprinzip dieser satellitengestützten Differential-Systeme(Space-Based
Augmentation System, SBAS) unterscheidet sich von den erdgebundenen DGPS (LBAS)
Die Struktur der
abgestrahlten Signale wurde jedoch genau wie bei DGPS international genormt.
Es sind auch hier Referenzstationen beteiligt und zwar eine Vielzahl. Die
Verteilung der Informationen an die Nutzer erfolgt über geostationäre
Satelliten. Die Bezeichnungen für die beteiligten Einrichtungen bei den
verschiedenen SBAS sind jedoch nicht einheitlich, obwohl ihre Aufgaben
identisch sind. Nachfolgend werden die Bezeichnungen von EGNOS benutzt.
Über
das Versorgungsgebiet sind zahlreiche Reference
and Integrity Monitoring
Stations (RIMS) verteilt. Von
ihnen werden die Entfernungsfehler zu den jeweils sichtbaren Satelliten
ermittelt. Sie werden jedoch nicht als Korrekturen direkt an die Nutzer
verteilt. Statt dessen werden sie in einer zentralen Kontrollstation, Mission
Control Center
(MCC), verarbeitet. Davon gibt es ebenfalls zur Sicherheit mehrere, es ist
jedoch nur jeweils eines aktiv. Die verschiedenen Fehleranteile des
Satelliten-Signals werden dort herausgearbeitet. Uhren-, Bahndatenfehler können
dabei dem jeweiligen Satelliten zugeordnet werden, während der Ionosphären-Ausbreitungsfehler
ortsabhängig ist. Er wird für die Punkte eines Gitternetzes berechnet,
dessen Größe sich aus der geographischen Verteilung der RIMS ergibt. Dieses
mit Werten besetzte Netz bestimmt das Versorgungsgebiet. Ein weltweit gültiges
Gitternetz wurde bereits definiert, die Punktabstände betragen zwischen 55°N
und 55°S
jeweils 5°
in Breite und Länge, in höheren Breiten bis 75°
erhöht sich der Abstand auf 10°.
Abhängig von der Geschwindigkeit mit der sich die verschiedenen Fehler ändern,
erfolgt die Aufdatierung der Korrekturen alle 1 bis 5 Minuten. Sie werden von
Erdestationen, Navigation Land
Earth Station
(NLES, je 2 für jeden Geo-Sat.), zum geostationären Satelliten (positioniert
36.000 km über dem Äquator) übertragen.
Alle
Geo-Satelliten geben die Informationen in einen genormten Datentelegramm an
den Nutzern weiter. Er soll aus Sicherheitsgründen jeweils die Signale zweier
Geo-Satelliten empfangen können. Die GPS-Anlage des Nutzers korrigiert dann
Uhren-, Bahndatenfehler der benutzten GPS-Satelliten direkt. Die empfangenen
Ausbreitungskorrekturen der zur eigenen Position nächstgelegenen Netzpunkte
werden gemittelt. Das Ergebnis dient dann dazu, das im GPS-Empfänger benutzte
Ionosphären-Ausbreitungsmodel zu verbessern. Ohne diese Korrektur verwendet
der GPS-Empfänger ein globales, von den GPS-Satelliten etwa wöchentlich
aufdatiertes Ausbreitungsmodel, das keine zeitlich und/oder örtlich begrenzt
auftretenden Unregelmäßigkeiten berücksichtigen kann, wie sie
beispielsweise Sonnenaktivitäten erzeugen. Der Gewinn des SBAS-Korrekturverfahrens
ist ein auf etwa ±3
m verminderter Standortfehler.
Da
von den Referenzstationen die GPS-Satelliten auch auf Signalmängel beobachtet
werden, kann gegebenenfalls innerhalb von 6 s (Luftfahrtforderung) eine
entsprechende Warnung der Nutzer erfolgen.
Alle
Informationen werden von den Geo-Satelliten auf der gleichen Frequenz
ausgestrahlt, die auch für das zivil nutzbare GPS-Signal verwandt wird, L1 =
1575,42 MHz. Ein zusätzlicher Empfänger, wie er beim bodengestützten DGPS
erforderlich ist, entfällt daher. Hinzu kommt, daß auch die Struktur des
Signals ähnlich der des GPS-Signals gewählt wurde. Dadurch können die
geostationären Satelliten wie zusätzliche „GPS-Satelliten“ auch für die
Standortbestimmung herangezogen werden. Wegen dieser Zusatzfunktion werden sie
von den Referenzstationen wie die GPS-Satelliten beobachtet und ihre eventuell
fehlerhaften Daten korrigiert bzw. ihre Funktion „GPS-Satellit“
abgeschaltet, ohne daß davon die Übertragung der Korrekturdaten und
Warnungen beeinflußt sein muß. Die Geo-Satelliten unterliegen darüber
hinaus aber ähnlichen Beschränkungen wie die GPS-Satelliten, ihre Signale können
abgeschattet werden.
Die
GPS-Ergänzung durch SBAS hat drei Aspekte:
1)
Verminderung des
Standortfehlers durch Verbesserung des Ausbreitungsmodels,
2)
Integritätsgewinn durch schnelle Warnung bei vom Nutzer nicht
erkennbaren Signalmängeln einzelner GPS-Satelliten,
3)
Erhöhung der Satellitenanzahl für die Standortbestimmung.
WAAS
besitzt seit dem 10.Juli 2003 für die Luftfahrt den Status Initial
Operational Capability (IOC). Für bodengebundene Anwendungen kann es voll
benutzt werden.
Es
gibt daneben noch einige firmeneigene DGPS-Netze z.B. von Sercel, Racal, Fugro,
die allerdings nur gegen eine Gebühr genutzt werden können. Weitere Stützungsverfahren
befinden sich bei BOEING, LOCKHEED MARTIN und HUGHES SPACE and COMMUNICATION
in der Entwicklung. Ihnen ist gemeinsam, daß sie Satelliten benutzen sollen.
Es
darf allerdings nicht übersehen werden, daß im Konfliktfall auch die
Wirksamkeit der Differential-Korrekturen durch Manipulationen an GPS beeinträchtigt
werden kann! Bei Ausfall von GPS ist jede Form eines Differential-GPS ohnehin
völlig nutzlos. DGPS bietet auch keinen Schutz gegen örtliche Störsender.
Es müßte also immer angestrebt werden, ein zweites, unabhängiges
Navigations-Verfahren zur Stützung heranzuziehen.
Als
redundantes, terrestrisches Verfahren zu GPS kristallisierte sich, auch aus Gründen
der Vereinheitlichung, LORAN-C heraus. Selbst die USA hoben das geplante
Betriebsende ihrer LORAN-C-Ketten ohne Angabe eines neuen Termins auf. Die
nordeuropäischen Ketten sollten vormals mindestens bis 2010 betrieben werden.
Auch aus der GUS wurde bekannt, daß dort die LORAN-C-Ketten neben dem eigenen
Satelliten-Navigationsverfahren GLONASS in Betrieb bleiben sollen.
Das
nordeuropäische LORAN-C-Netz (NELS) weist eine hervorstechende Besonderheit
auf: alle 4 Ketten sind untereinander synchronisiert. Inzwischen modernisieren
die USA ihre Ketten mit dem gleichen Ziel. Damit wird die strenge Verbindung
eines Hauptsenders mit seinen 3 bis 4 Nebensendern bei der Navigationslösung
weitgehend aufgehoben; es kann eine beliebige Kombination der verschiedenen
Sender für die Positionsbestimmung herangezogen werden. Da das Netz nicht nur
in sich, sondern auch mit GPS synchronisiert ist, können Navigationsanlagen
gebaut werden, die beide Verfahren gleichzeitig nutzen. Jeder LORAN-C-Sender
wird hierbei als zusätzlicher, "Pseudo"-GPS-Satellit angesehen.
Diese Methode gestattet es, Verfahrensmängel sowohl bei LORAN-C als auch bei
GPS zu erkennen, dies wäre bei Nutzung nur eines Verfahrens nicht möglich.
Diese Entwicklung stützt sich auf deutschen Studien (BMVtg,
WSD Nord)
Die
Techn. Universität Delft entwickelte außerdem eine Methode, das
LORAN-C-Signal (100 kHz) mit DGPS-Korrekturen zu
modulieren. Dies als EUROFIX bezeichnete Verfahren wurde auf der Station Sylt
installiert und kann seit dem 10.Aug.1999 ohne Einschränkungen genutzt
werden. Im Jahre 2000 sind die EUROFIX-Stationen Bø, Værlandet (Norw.) und
Lessay (Frankr.) hinzugekommen. Die Korrekturen ergeben GPS-Positionsfehler
von ±3m (95%) in einer Entfernung von 400km; auch in Gebirgstälern (Alpen,
1000km Entfernung) und Häuserschluchten wurde die volle Funktionsfähigkeit
nachgewiesen. Bei vollständigem Ausbau wären in vielen Gebieten mehrere
EUROFIX-Stationen zu empfangen. Dadurch können zusätzlich statistische
Methoden zur Fehlererkennung eingesetzt werden, ähnlich wie es bei GPS mit
mehr als 4 brauchbaren GPS-Satelliten möglich ist. Zusätzlich könnten in
Nordeuropa die DGPS-Stationen eingespart werden. In den USA und Rußland
durchgeführte Untersuchungen ergaben dieselben guten Ergebnisse. Die USA
arbeiten im Rahmen ihrer LORAN-C-Modernisierung an einem zu EUROFIX ähnlichen
Verfahren eLORAN.
Inzwischen
strahlen 4 NELS-Stationen EUROFIX-Signale aus. Parallel wurde die Entwicklung
preiswerter Empfängerbausteine gefördert. Die EU stellte Mittel im Programm
"Integrated Ship Control" bereit. Das GAUSS-Komitee (Global
Augmentation for Satellite
Systems) erarbeitete unter
deutscher Leitung mit namhaften internationalen Fachleuten die IMO
Spezifikationen für Frequenznutzung und integrierte Empfangsanlagen.
Neben
der Verminderung des GPS-Fehlers auf ca. ±3m und des auch hier vorhandenen,
viel wichtigeren Integritätsgewinnes ist zusätzlich eine Verbesserung bei
LORAN-C möglich. LORAN-C besitzt, wie jedes Navigationsverfahren,
systematische Fehler, hier bedingt durch unterschiedliche
Ausbreitungsgeschwindigkeiten. Die Korrektur der Signalausbreitung über See
vom Sender zum Empfänger wird durch den gut erfaßbaren
Secondary Phase Faktor (SF)
berücksichtigt. Sind jedoch vom Signal auch Landgebiete zu überbrücken, über
denen die Ausbreitungsgeschwindigkeiten sehr unterschiedlich sind, so bedarf
die Positionsbestimmung einer weiteren Korrektur, dem Additional
Secondary Phase Factor
(ASF). Dieser zeigt eine ausgeprägte Abhängigkeit vom Empfangsort. Mit
EUROFIX/GPS läßt sich erstmals jederzeit und laufend die Gesamtkorrektur
ermitteln (SF zuzüglich ASF), quasi als Differenz zwischen den Positionen aus
dem reinen LORAN-C und dem EUROFIX-DGPS. LORAN-C, auf diese Weise laufend
kalibriert, weist bei Ausfall von GPS/DGPS einen Fehler von 20...30m auf. Mit
diesem Fehler ist es hervorragend als kurzzeitige Redundanz zu GPS geeignet.
Das jetzige LORAN-C läßt sich insgesamt nicht mehr mit dem
Hyperbel-Verfahren vergleichen, wie es vor 10 oder 15 Jahren an Bord
einsetzbar war.
LORAN-C
ist nicht mehr als Stand-Alone-System zu betrachten. Im zukünftigen
Navigations-Verfahrens-Mix wird das Global Navigation Satellite System (GNSS)
die primäre Komponente sein.
Da
in naher Zukunft Satelliten-Verfahren nicht sämtliche Anforderungen der
Nutzer erfüllen können, sollte LORAN-C als Stützung, insbesondere aber als
Integrationsbestandteil eines robusten
Navigationssystems, dienen. Die Integration sollte dabei auf der
Nutzerebene, d.h. in der Navigationsanlage erfolgen.
Dieser
Tatbestand blieb dem BMVBW aber offenbar ebenso wie das Gefährdungspotential
bei GPS und GALILEO bisher verborgen, wie sonst hätte man den Vertrag mit
NELS für 2005 auslaufen lassen können. Nur Aktivitäten für Reaktionen, wie
Havarie-Kommando oder Seeunfalluntersuchungsbehörde genügen nicht, so
notwendig sie auch sind. Das Schicksal des europäischen LORAN-C-Netzes als
Ergänzung und Sicherung der Satelliten-Navigation ist über 2005 hinaus
unsicher. Im Gegensatz dazu investieren die USA als Betreiber von GPS jährlich
ca.$ 20 Mio. in die LORAN-C-Modernisierung.
In
Diskussionen über LORAN-C wird immer wieder übersehen, daß es sowohl
senderseitig als auch empfängerseitig in den letzten Jahren eine enorme
Fortentwicklung genommen hat, es kann GPS ersetzen in Gebieten mit
Sichtbehinderungen zu den Satelliten; EUROFIX (als DGPS mit Integrity-Information)
könnte ohne weiteres die Zahl der DGPS-Stationen mit den ehemaligen
Funkfeuerfrequenzen reduzieren. Verglichen mit den Gelder für die Entwicklung
und den Aufbau von EGNOS und Galileo sind die Kosten für eine europaweite
Erweiterung von LORAN-C und den Betrieb ein Taschengeld.
Auch kombinierte
Navigationsanlagen für GPS und GLONASS werden bereits angeboten, um Mängel
des einen Verfahrens durch das zweite ausgleichen zu können. Die Methode hat
ihre Brauchbarkeit bewiesen, hängt aber von der unsicheren Zukunft von
GLONASS ab.
Ebenso
wird es kombinierte GPS/GALILEO-Anlagen geben, nicht nur zur gegenseitigen Stützung
sondern auch zur Verminderung des Positionsfehlers.
Es
darf aber nicht verkannt werden, daß die Kombination zweier
Satelliten-Verfahren, die im gleichen Frequenzbereich und mit etwa gleicher
Leistung arbeiten, auch sehr einfach simultan gestört werden können, im
Gegensatz zur Kombination LORAN-C/GNSS.
Eine
in GPS selbst begründete Sicherungsmöglichkeit stellt RAIM
(Receiver Autonomous
Integrity Monitoring)
dar. Bei einem Überangebot an nutzbaren GPS-Satelliten, augenblicklich sind
bis zu 30 statt 24 aktiv, wird vom Empfänger über mathematische Methoden auf
mängelbehaftete Satelliten-Signale rückgeschlossen und diese für die
Positionsberechnung nicht benutzt. Sind jedoch die Signale von mehr als einem
Satelliten fehlerhaft, kann es Probleme geben. Diese Technik ist für
zulassungspflichtige GPS-Anlagen inzwischen vorgeschrieben. Sportboot-Anlagen
sind nicht zulassungspflichtig und verfügen bisher noch nicht über diese
Technik. Der zusätzliche Software-Aufwand lohnte sich bislang nicht. Die künstliche
System-Verschlechterung SA überdeckte ohnehin weitgehend alle
Software-Feinheiten.
Welches
dieser Verfahren, die nicht kompatibel sind, d.h. mit einer Bordeinrichtung
nicht wahlweise einsetzbar sind, sich durchsetzen wird, muß abgewartet
werden.
ROYAL
INSTITUTE OF
NAVIGATION "NAVIGATION
CONFERENCE 02"
(GNSS
VULNERABILITY, London, 5-7 November 2002)
Am
Ende der Konferenz wurde folgende Resolution verabschiedet:
"
In order to insure that
GALILEO can contribute to a robust global navigation and timing infrastructure,
this conference strongly recommends that European Administrations recognise
the key findings of the US Volpe Report, the NAV 02 proceedings and other
studies of the significant vulnerability of GNSS to loss of signal,
interference and jamming. The conference noted that many of these concerns
apply to GALILEO as well as GPS.
The Volpe Report identifies the need to ensure that appropriate and adequate
alternative systems are maintained as required for the use by maritime,
aeronautical and land navigators, as well as for timing and telecommunications
applications.
An Action Plan should be formulated as a matter of urgency to address this
issues. This should be used as an input to the European Radionavigation Plan."
Auch
auf allen folgenden nationalen und internationalen Fachkonferenzen, an denen
der Verfasser teilnahm, wurde ungeteilt die gleiche Ansicht vertreten, ohne daß
bisher Reaktionen zur Sicherung der Satelliten-Navigation aus europäischen
Regierungskreisen oder der EU-Kommission
vorliegenaußer einigen Ausnahmen wie England und Österreich.
Fazit:
Als
Schlußfolgerungen ergeben sich:
1)
Es sind zwei Zeitabschnitte
zu unterscheiden:
a) bis zur Betriebsaufnahme eines zivil kontrollierten
Satelliten-Navigationssystems (GALILEO 2008?) oder -Überwachungsverfahrens
b) nach Betriebsaufnahme
des zivilen Systems.
2)
Folgende Veränderungen
sind in den Zeitabschnitten zu erwarten:
a) GPS kann benutzt werden, wegen fehlender Integrität sollte parallel
jedoch aus Sicherheitsgründen ein redundantes Verfahren mindestens aber LBAS
oder SBAS eingesetzt werden.
LORAN-C
kann bis auf weiteres integriert mit GPS als Backup zu GPS dienen.
Differential-GPS und/oder EUROFIX/eLORAN werden
ausgebaut
b)
Ein international verwaltetes und betriebenes
Satelliten-Navigationssystem (GNSS) oder Sat.-Nav.-Überwachungs-
bzw. Ergänzungsverfahren wird den Betrieb anderer Funknavigationssysteme dann
bei vielen aber nicht allen Anwendungen überflüssig machen
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