Trick-Siebzehn (152)
Abwehrinstrumente gegen Orca-Angriffe?
Betrachtet man diese Karte, und plant man entweder einen Törn ins Mittelmeer oder ein Atlantiküberquerung oder gar eine Weltumsegelung, könnte es einem schlecht werden. Ja, mehr noch: Aus Sicherheitsgründen sollte eigentlich die Durchquerung der Biskaya, die südliche Küstengegend bis nach Gibraltar vermieden werden. Denn all die schwarzen Symbole stellen tatsächlich stattgefundene Orca-Überfälle auf Fischerboote und vor allem auf Yachten dar. Das waren keine neckischen Begegnungen, denn das Treffen mit diesen schönen großen Delfinen verliefen oft nicht glimpflich, sondern endeten mit schweren Schäden, vor allem am Ruder oder gar mit dem Untergang.
Seit es das Fahrtensegeln mit Yachten gibt, waren "Wal-Begegnungen" immer schon ein großes Thema. Tatsächlich gibt es einige haarsträubende Treffen, die mit dem Schiffverlust geendet haben, so eine deutsche Yacht, die Anfang der Siebziger Jahre auf dem Weg nach den Marquesas-Inselng (französich Polynesien) versenkt worden war (die dreiköpfige Besatzung konnte sich in die Rettungsinsel retten), oder die Yacht Auralyn, eine Geschichte, die wohl deshalb weltweites Aufsehen erreicht hat, weil die Besatzung, nämlich das Ehepaar Baily 113 Tage in der Rettungsinsel überlebt hatten. Aber das waren Einzelfälle, die auch möglicherweise als Ursache das Auffahren auf einen schlafenden Wal hatten.
Aber schon damals machten sich die Segler Gedanken, wie man solche Begegnungen vermeiden könnte, zum Beispiel, indem man das Echolot mitlaufen ließ, oder, im Falle unserer 10 Meter langen THALASSA durch anbringen einer "Walschnur", wie wir sie nannten.
Aber diese neuerliche Serie von höchst gefährlichen Begegnungen mit diesen Risendelphinen (manchorts werden Orca so genannt) sind doch eine anderes Kaliber, nicht nur die Häufigkeit, sondern auch die offensichtliche Beschränkung auf ein bestimmbares Revier fällt auf. Und vor allem deshalb, weil es sich nach zahlreichen Berichten nicht um neckische Spielerein mit diesen in den Water-Shows so putzigen gescheiten Gesellen handelt, sondern um handfeste Angriffe auf Yachten, scheinbar sogar mit dem Ziel, die Yachten zu vesenken, oder aber sie zumindest unmanövrierbar zu machen, auf was besonders die zahlreichen schweren Schäden am Ruder hindeuten.
Vor ein paar Monaten wurde der deutsche Segel-Olympiasieger Dr.Ecke Diesch mit seiner Yacht in der Biskaya erwischt, was das Anlaufen der Küste und einen Aufenthalt auf einer Werft zu einer größeren Reparatur der Schäden am Ruder erforderlich machte. Noch nach Monaten sprach Ecke von einem "Schock" über diesen "Angriff", wie er ihn ähnlich noch nie erlebt hatte.
Noch immer suchen Gelehrte (die ja sonst alles wissen) nach einer Erklärung für diese so gefährlichen Begegnungen mit Orcas, die erst in den letzten zwei Jahren wegen deren Häufigkeit aufgefallen sind. Zwar werden auch solche Orca-Treffen aus den USA gemeldet, aber die haben dort bei Weitem nicht so zahlreich stattgefunden wie auf dem riesigen Revier, wie auf der Karte zu ersehen ist. Oft wurden von Augenzeugen diese Vorfälle als "Spielen" abgetan. Es bleibt sicher noch die (im Moment ebenso unerklärliche Situation, warum sich die zielgerichteten Überfälle in einer Art konzertierten Aktion in einem bestimmten, doch riesigen Gegend abspielen. Ziemlich geheimnisvoll das Ganze, niemand hat hierfür eine wasserdichte Erklärung.
Die Frage ist nun, wie man solche Begegnungen mit Orcas (sie kommen immer als "Gang") vermeidet, oder wie man sich dagegen wappnet. Dr.Ecke Diesch hat einen interessanten Ausweg gefunden. Er ist aus Angst (so hat jedenfalls seine Stimme am Telefon geklungen) beim Weiterfahren Richtung Mittelmeer ganz knapp unter Küste, also in Ufernähe (da brauchst Nerven!) gesegelt, wobei ihm nach seiner Aussage seine Kenntisse vom Regattasegeln am Bodensee zugute gekommen sind.
Nicht jedermanns Sache. Oder soll man das Gebiet ganz meiden wegen diese sehr konkreten Gefahr fürs Schiff und die Menschen drauf? Mit einer kleineren Yacht könnte man den romantischen Weg über die Kanäle ins Mittelmeer (mit gelegtem Mast) wählen. Oder man vertraut auf die Statistik, nach der ja nicht jede Yacht angegriffen wird, also so eine Art Russisches Roulette? Oder man überlegt sich eben, wie diese Begegnungen zu vermeiden sind, beziehungsweise wie solche Angriffe abzuwehren sind?
Einige werden im Netz und an der betroffenen Küste sozusagen als Gheimtipp, als Tricksiebzehn, propagiert. Die höchst erfahrenen Weltumsegler Kerstin und Hans siehe hier unter Who-Who, hatten vor kurzem, im Winter eine neue Yacht von La Rochelle ins Mittelmeer, also eben durch die Biskaya zu überführen. Lassen wir hierzu Kerstin (Bild!)zu Wort kommen:
Angriffe von Orcas abwehren, beziehungsweise vermeiden?
Seit Mitte 2020 werden zwischen der Bretagne in Frankreich, der Biskaya, Galizien (Spanien), Portugal bis nach Gibraltar vermehrt Sportboote von Orcas (Schwertwalen) angegriffen.
Diese Angriffe finden sowohl küstennah, als auch weiter entfernt von der Küste statt.
Die Begegnungen erfolgen bei Tag und bei Nacht.
Die Meeressäuger greifen meist die Ruder der Sportboote an, bis hin zur völligen Zerstörung.
Hunderte von Booten mussten bereits Häfen anlaufen, um dort unterschiedlich umfangreiche Reparaturen durchführen zu lassen.
Zwei Schiffe sind sogar gesunken! Die Besatzungen konnten unverletzt abgeborgen werden.
Crews, welche entlang dieser Strecke unterwegs sein müssen, versuchen sich und ihre Schiffe mit folgenden Maßnahmen zu schützen und die Orcas abzuwehren; natürlich ohne diese zu verletzen:
1. Sand
Von Fischern wird berichtet, dass Orcas abgewehrt werden können, wenn man feinen Sand ins Wasser wirft. Die Tiere mögen es nicht, wenn sie Sand beim Luftholen in ihr Atemloch bekommen.
2. Pinger
„Pinger“ sind kleine batteriebetriebene Sender, die einen Ton aussenden, welcher die Meeressäuger vertreiben soll.
Diese Pinger werden von umweltbewussten Fischern genutzt, um zu verhindern, dass die Tiere sich in ihren Netzen verfangen und dort verenden.
Sportboote ziehen die Pinger hinter dem Schiff an einer Leine her.
3.Feuerwerksböller
Die sogenannten „Firecracker“ werden gezündet, wenn ein Angriff stattfindet.
Sie sollen die Tiere natürlich nicht treffen oder verletzen, sondern sie durch den Knall lediglich abschrecken und vertreiben.
Fazit:
Entlang der gefährdeten Route müssen Yachtbesatzungen jederzeit mit einer unerfreulichen Orca Interaktion rechnen und gut vorbereitet sein.
Bleibt zu hoffen, dass sich diese wunderbaren Meerestiere in Zukunft wieder einem anderen Zeitvertreib widmen, als die Ruder von Segelyachten „anzuknabbern“.
Hinweise zu den Autoren, die mit ihrem Katamaran „Cinderella“ 10 Jahre lang erfolgreich die Welt umsegelt haben. Nach dem Verkauf ihres Schiffs haben Sie die Firma KPYM Yacht Management (www.kpym.de) gegründet.
Zukünftige Fahrtensegler können sich von Kerstin Pieper und Hans Schubert in allen Fragen rund um ihre Yacht kompetent und zuverlässig beraten lassen (pieperkerstin@gmx.de).
Ergänzung
Von Volker Barth kommt eine zusätzliche Abwehrmöglichkeit, die einen wissenschaftlichen auf Forschungen basierende Möglichkeit einer Abwehrmöglichkeit aufzeigt - hier nachlesen!
Page by Bobby Schenk
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