Besucher fragen, Bobby Schenk
antwortet
29.5.2017
Sehr geehrter
Herr Kerner,
Sie haben
recht, ein Fernglas gehört zur navigatorischen Mindestausrüstung für die Weltumsegelung. Denn trotz aller Plotter und Computer ist das menschliche Auge
immer noch das wichtigste Navigationsinstrument. Ich habe es nur deshalb in
diesem Artikel nicht berücksichtigt, weil ich es als selbstverständlich
angesehen habe, dass es an Bord einer Yacht, erst recht einer Langfahrt-Yacht
vorhanden ist.
Welches
Fernglas man für den großen Törn auswählt, ist individuell verschieden.
Die einen schwören auf die bekannten Edelmarken (Zeiss, Steiner etc) oder teure
Digital-Ferngläser, die anderen (dazu gehöre ich) begnügen sich mit
billigen "Chinesen" oder "made inJapan". Hierzu ist zu
berücksichtigen, dass ein Fernglas, gleich welcher Marke auf einer Yacht stark
strapaziert wird. Nicht nur durch Feuchtigkeit, sondern auch mechanisch. Bei
einer stressigen Hafenansteuerung mit Tonnenwegen zum Beispiel wird man das
Fernglas Dutzende Male in die Hand nehmen müssen, um es dann wieder auf die
schräge Bank im Cockpit zu legen. Da ist man besser dran mit einem
"billigen" Glas, das man eben nach wenigen Jahren entsorgt und dann
für wenig Geld ein Neues anschafft.
Auch bei der
Stärke gibt es keine einheitliche Meinung. Viele sind mit einer achtfachen
Vergrößerung zufrieden, während ich auf einer Weltumsegelung auf meinem
10-Meter-Schiff mit 12facher Vergrößerung rundum zufrieden war.
Das
Gegenargument, dass man auf See kein Glas mit hoher Vergrößerung ruhig
halten kann, hat mich nicht überzeugt. Schließlich benutzt man das Glas nicht
viele Minuten lang wie in der Oper, sondern meist, um eine Landmarke oder eine
Tonnenaufschrift zu identifizieren, so dass es ausreicht, wenn man für einen kurzen
Augenblick ein ruhiges Bild im Fernglas sieht.
Wer es sich
leisten kann, sollte heute zu einem Digitalglas greifen, in dem das Bild -
weitgehend unabhängig von der Vergrößerung - stabilisiert wird.
Eine große
Hilfe kann auch zusätzlich(!) ein Nachtsichtgerät sein, das gelegentlich ein
Ankerfeld und die Bewegungen darauf hell darstellen kann. Meist werden sie in
fünf- oder sechsfacher Vergrößerung angeboten. Zwei Punkte
sprechen gegen so ein Gerät. Die wirklich leistungsfähigen Geräte sind dem
Militär vorbehalten und Scheinwerfer oder anderes helles Licht überblendet das
Nachtsichtgerät und macht es für den Moment unbrauchbar. Bevor man sich ein
solches Gerät anschafft, sollte man es in der Praxis ausprobieren. Denn schon
der Name suggeriert, dass diese Technik-Wunderwerke die nächtliche Landschaft
taghell erleuchten. Das ist aber nicht der Fall oder gilt nur sehr
eingeschränkt.
Wenn eine
leistungsfähige Videokamera mit heutiger Technik und Lichtstärke an Bord ist, kann diese auch als
"Quasi-Nachtsichtgerät" eingesetzt werden: Voraussetzung wäre aber
ein starkes Tele, über das die in den Smartphones eingebauten Kameras meist
nicht verfügen.
Mit
freundlichen Grüßen
Bobby
Schenk.
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