Subeki im "Venedig Asiens"


Sybille und Christian befinden sich seit 6 Jahren auf Weltumsegelung. Die SUBEKI t ist eine JEANNEAU SUN ODYSSEE 42.2 mit vergrößertem Rigg. Die beiden deutschen Segler  kamen auf der üblichen Passatroute bis nach Australien, wo sie durch das Barriere-Riff über Timor, Indonesien und Borneo segelten. Im Moment befinden sie sich Thailand. Danach soll es durchs Rote Meer nach Hause gehen. Eines der Highlights auf der bisherigen Weltreise war der Besuch eines sehr selten angelaufenen Archipels, genannt das "Venedig Asiens". Sybille berichtet.


BANJAMARSIN

Zusammen mit unseren amerikanischen Freunden von TSOLO segeln wir im September von Nordbali nach Kalimantan, dem indonesischen Teil Borneos, 300 sm Richtung Norden. Dort wollen wir den Ort Banjamarsin besuchen, das „Venedig Asiens“.

Der Wind ist angenehm, SE 10 – 16 kn raumschots, so mag es SUBEKI am liebsten. Am Tage und auch nachts begegnen wir vielen Schleppzügen von unförmigen Schuten. Beladen mit 2000 Tonnen Zinn und anderen Erzen, kriechen sie, von einem Schlepper gezogen, mit 3 Knoten dahin. Man muss mächtig aufpassen, da die riesigen Schuten, die an einer Stahltrosse oft 300 m oder mehr hinter dem Schlepper hängen, nachts unbeleuchtet sind.

Vor der Mündung des Baritoflusses, dem wir 14 sm flussaufwärts folgen müssen, erstreckt sich eine riesige Reede, voll mit Frachtern jeder Größe. Sie werden von zahllosen großen Schuten beladen oder geleichtert, die anschließend von kräftigen Schleppern auf den Haken genommen werden. Diese Schleppzüge fahren ständig in  langer, perlschnurartiger Reihe den Fluss hinunter und hinauf bis die einsetzende Ebbe sie mitten in der schmalen Fahrrinne für drei Stunden stranden lässt. Es herrscht ein Verkehr, wie auf einer Autobahn. Die schweren Schuten werden manchmal von Wind und Strömung quer versetzt und blockieren häufig die schmale Fahrrinne.  Leere Schleppzüge überholen die beladenen und unsere kleine zerbrechliche SUBEKI droht mehrmals an den massiven Eisenwänden dieser rostigen Monster entlang zu schrammen! Dazu kommt, dass die Tonnen und Pfähle, die die Fahrrinne markieren sollen, schon vor Ewigkeiten niedergemäht wurden und in diesem Land wohl auch niemals ersetzt werden! Uns wird angst und bange und wir folgen mutig dem Verkehrsstrom in der Hoffnung, dass die Einheimischen schon wissen, wo die Fahrrinne ist, die offenbar überhaupt nicht mit unseren Unterlagen übereinstimmt. Irgendwie schaffen wir es, uns durch das Gewühl zu mogeln. Weiter flussaufwärts wird es etwas besser und wir folgen den Wegepunkten, die wir von einem anderen Segler per e-mail erhalten haben. 

Die gelbbraunen Fluten wälzen sich träge dahin und in den Flußbiegungen, oder an Stellen, wo der Fluss sich auf mehrere 100m verbreitert, ist es schwierig die Rinne zu finden. Schließlich sehen wir die ersten Hütten und ein Speedboot mit vier Uniformierten kommt uns entgegen, oh, oh! Wir sind auf alles gefasst! Doch wir werden freundlich begrüßt, alle lächeln, sie sprechen ein wunderbar fließendes Indonesisch. Und  wir verstehen kein Wort! 

Wir sollen ihnen wohl folgen und vor der Station der Wasserschutzpolizei ankern, wo SUBEKI und TSOLO gut bewacht werden. Man überprüft sorgsam aber freundlich unsere Papiere. Wir bitten unsere neuen Polizeifreunde, uns ein Taxi in die Stadt zu besorgen. Unsere Polizei grinst, das gibt es hier nicht: "Ihr braucht ein Boot!". Ein Speedboot sprintet  los. Nach 10 Minuten erscheint ein Langboot mit Holzdach, das Wassertaxi.  Hier ist eine andere Welt, die meisten Häuser der Stadt stehen auf Stelzen im Wasser. Unser „Taxi“ hält an vielen Haltestellen und nimmt andere Passagiere mit und wir hoffen, es ist die richtige Station, an der wir schließlich aussteigen sollen. Nein, bezahlen brauchen wir nicht, das hat angeblich bereits die Wasserpolizei getan! Wir staunen nicht schlecht!

Auf Anraten unseres „Lonely Planet“-Führers suchen und finden wir das kleine Gästehaus von Thaila, der Kanaltouren organisiert und ein guter Führer sein soll. Thaila hat schon zwei junge Gäste und wir buchen zu sechst für den nächsten Morgen eine Tour zum schwimmenden Markt und anschließend durch die vielen Kanäle der Stadt. Inzwischen ist es sechs Uhr abends und die Wassertaxis fahren zu unserem Schrecken nicht mehr. Jemand will uns für einen horrenden Preis in einem dreckigen Arbeitsboot zurück zu unseren Booten bringen, doch das lehnen wir ab. Die Alternativen sind allerdings dürftig! Schließlich haben wir die Idee zur zentralen Wasserpolizeistation zu gehen, die auch gleich ein Speedboot organisiert, das uns nach Hause bringt, natürlich kostenlos! Die Polizei, dein Freund und Helfer, hier stimmt das wirklich!

Morgens, um sechs erscheint Thaila mit einem Longboat, nebst Fahrer und es geht wieder durch die Kanäle, in denen das morgendliche Leben erwacht. Der Fluss und seine zahllosen Kanäle  sind die alles beherrschenden Lebensadern dieser Stadt, alles, aber wirklich alles, findet am Wasser statt. Jede Hütten hat jeder eine kleine Plattform direkt am Wasser, hier wird sich eingeseift, Haare, Kinder, Babys und Wäsche gewaschen, Zähne geputzt und gleichzeitig nebenan das Örtchen benutzt, das ein etwas vorstehender Bretterverschlag über dem Wasser ist. Alle lächeln und winken uns zu, "hallo, hallo, Mister", jeder kann hier diese beiden Worte auf Englisch! Die eingeseiften Kinder entflutschen ihren Müttern, springen ins Wasser und versuchen hinter uns her zu schwimmen. Wir fotografieren nach allen Seiten, es gibt so viel zu sehen!  

Schließlich erreichen wir wieder den Baritofluß, auf dem ungefähr 50 Boote verankert sind, die morgens als schwimmender Markt die Hausfrauen und Restaurantbesitzer in ihren Booten anlockt. Die Händler hocken zwischen ihren Bergen von Melonen, Bananen oder Gemüse unter einem wagenradgroßen, geflochtenen Hut und man fährt von Boot zu Boot. Alles ist sehr frisch und das Angebot ist groß. Wir kaufen und handeln, was das Zeug hält und die jungen Backpacker staunen wie viel Obst und Gemüse wir auf so einem Segelboot brauchen. Ich bestehe auf einem Frühstück und unser Fahrer macht am schwimmenden „Restaurant“ fest. Appetitlich sind Schalen mit frittierten Bananen, kleinen gefüllten Pasteten, süßen Brötchen und vielem mehr angerichtet. Es gibt eine Bambusstange mit einem langen Nagel am Ende, damit spießt man das Gewünschte auf und reicht es weiter. Ein Teil kostet etwa 5 Cent, dazu einen Tee für 10 Cent und das ganze Frühstück kostet am Ende weniger als 1 Euro! Die Teegläser werden im Fluss schnell abgespült und sind bereit für den nächsten Gast. Es ist wirklich erstaunlich, dass wir das ohne Dünnpfiff überstehen! Wieder geht es zurück durch die Kanäle zu unserer Polizeistation. Ein Gästebuch wird uns überreicht, in dem wir uns verewigen. Wir sind in diesem Jahr das 3. Boot und es ist schon Ende September!

Am nächsten Morgen füllen wir an der Tankstelle noch unsere Dieselkanister, bringen unseren Polizeifreunden ein paar Dosen Bier und Zigaretten, dann geht es wieder den Fluss hinunter. Wir sind schon 3 sm entfernt, als uns das Polizeiboot einholt und einen großen Karton mit Trinkwasser als Gegengeschenk überreicht, wir bedanken uns sehr, winken noch lange und sind ganz gerührt von soviel Freundlichkeit.

 

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